Scheck: Political Correctness in Literatur "barbarisch"

Political Correctness kann nach Ansicht des Kritikers Denis Scheck (55) in der Literatur "barbarisch" sein. Es störe ihn, wenn Begriffe wie "Neger" oder "Zigeuner" aus Kinderbuch-Klassikern von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler verbannt werden.
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Denis Scheck sitzt bei einer Veranstaltung im Rahmen des Literatur-Festivals Lit.Cologne. Foto: Henning Kaiser/dpa/Archivbild
dpa Denis Scheck sitzt bei einer Veranstaltung im Rahmen des Literatur-Festivals Lit.Cologne. Foto: Henning Kaiser/dpa/Archivbild

Augsburg - Political Correctness kann nach Ansicht des Kritikers Denis Scheck (55) in der Literatur "barbarisch" sein. Es störe ihn, wenn Begriffe wie "Neger" oder "Zigeuner" aus Kinderbuch-Klassikern von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler verbannt werden. "Das läuft auf das Gleiche hinaus, wie wenn man mit einem Farbeimer ins Museum stiefelt und Genitalien übermalt. Das ist barbarisch", sagte er im Interview der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag).

Die kritisierten Wörter seien Bezeichnungen, "die nur Tölpel heute noch verwenden, die keinerlei sprachliche Sensitivität besitzen" - aber eben auch Begriffe, "die in vergangenen Zeiten alltäglich waren". "Da es sich bei den Werken Lindgrens und Preußlers um Kunstwerke handelt, dürfen wir nicht einfach Wörter schwärzen oder durch weniger anstößige ersetzen."

Scheck war schon 2013 in die Kritik geraten, weil er aus Protest gegen die Streichung des Wortes "Neger" in Kinderbuchklassikern wie "Pippi Langstrumpf" und "Die kleine Hexe" mit schwarz geschminktem Gesicht in seiner ARD-Sendung "Druckfrisch" aufgetreten war.

Er halte auch nichts davon, Autoren nach ihrer politischen Einstellung zu bewerten, sagte Scheck nun in dem Zeitungsinterview. Er forderte: "Dass wir aufhören, in Schwarz und Weiß zu denken, dass wir die Graustufen wahrnehmen. Dass wir realisieren, dass man ein glühender Nazi und ein guter Künstler sein kann. Dass man Antisemit sein kann wie der späte Theodor Fontane und gleichzeitig mit dem "Stechlin" Weltliteratur schreiben kann."

In der politischen Debatte müssten demokratische Ideale hochgehalten werden, betonte Scheck. "Nur möchte ich davor warnen, die politische Konsequenz auf den Raum der Ästhetik zu übertragen. Die Arbeit an meinem Kanon hat mich gelehrt, dass die Literaturgeschichte eine Ansammlung von Gaunern, Verbrechern, Psychopathen, Hurenböcken und Schwindlern ist", sagte er über sein Buch über "die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur".

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