„Schau nicht so blöd“

Sie kannten ihr Opfer nicht einmal: In Passau stehen drei junge Männer vor Gericht, die im Dezember einen 22-Jährigen brutal überfallen haben. Danach gingen sie ins Spielcasino.
von  Abendzeitung
Er sieht wie ein harmloser junger Mann aus: Der 19-jährige Andreas R. mit seinem Anwalt – der Angeklagte muss sich wegen versuchten Mordes verantworten.
Er sieht wie ein harmloser junger Mann aus: Der 19-jährige Andreas R. mit seinem Anwalt – der Angeklagte muss sich wegen versuchten Mordes verantworten. © AZ

Sie kannten ihr Opfer nicht einmal: In Passau stehen drei junge Männer vor Gericht, die im Dezember einen 22-Jährigen brutal überfallen haben. Danach gingen sie ins Spielcasino.

PASSAU Der 19-jährige Andreas R. sitzt im hellen Sakko und blau karierten Hemd auf der Anklagebank. Seine Fußfesseln darf er nicht abnehmen. „Das werden wir später machen, damit er uns zeigen kann, wie er zugetreten hat“, sagt der Vorsitzende Richter im Passauer Landgericht.

Andreas R. ist wegen versuchten Mordes angeklagt. Sein Kumpel Benjamin E. (19) steht wegen Körperverletzung vor Gericht. Gemeinsam sollen sie am 6. Dezember 2009 völlig grundlos auf einen 22-Jährigen losgegangen sein. Sie traten ihn brutal zu Boden und mit den Füßen gegen den Kopf. Ein dritter Angeklagter, der 19-jährige Jan M., muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten.

Ihr Opfer kannten die drei jungen Männer nicht einmal, sie liefen ihm gegen 0.15 Uhr nach einem Kinobesuch zufällig über den Weg. Gleich zu Beginn des Prozesses wird klar, wie sinnlos der Übergriff war.

„Ich war auf Stänkern aus, sagte ,Schau nicht so blöd’“, gibt der Mitangeklagte Benjamin E. (19) zu. Er ist bereits früher wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das 22-jährige Opfer habe geantwortet „Ich schau dich gar nicht an“, dann traf ihn schon ein Faustschlag im Gesicht. Kiefer, Augenhöhle, Jochbein - sechs Knochenbrüche stellten die Ärzte später in seinem Gesicht fest. „Er rief mehrmals nach seiner Mama, da habe ich von ihm abgelassen aus Mitleid“, sagt der Hauptangeklagte Andreas R. am Montag vor Gericht. Eine andere Version liest ihm der Richter vor: Ein Passant, der ankündigte, die Polizei zu rufen, habe ihn zur Flucht bewegt.

An einer Treppe vor dem Kino hatte Benjamin E. das Opfer so heftig geschubst, dass er dem dort am Absatz wartenden Hauptangeklagten in die Arme fiel. Der setzte die Tortur fort: Zwei Faustschläge ins Gesicht, und dann, als er am Boden lag, die entsetzlichen Fußtritte. „Haben sie nicht gewusst, dass solche Tritte auf den Kopf tödlich sein können?", fragen Richter und Nebenklage. Andreas R. gibt zu, dass ihm aus dem Fernsehen die Vorfällen in der Münchner S-Bahn, er nennt den „Fall Brunner“, bekannt war.

Nach der Tat gehen die Freunde ins Spielcasino. Eineinhalb Stunden später zetteln Benjamin E. und Jan. M. erneut eine Prügelei an. Auch diese Opfer stellen Strafanzeige bei der Polizei. Denk, va

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