Schafe als Rasenmäher: Ein bayerisches Kloster denkt Klimaneutralität ganz anders

Würzburg – Blühwiese statt Parkplatz, Schafe als Rasenmäher und eine Photovoltaik-Anlage, so groß wie zwei Handballfelder, erstmals auf einem Baudenkmal: Die Würzburger Erlöserschwestern setzen in ihrem Kloster auf Nachhaltigkeit. Dafür sind sie im vergangenen Jahr sogar mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet worden.
Doch damit nicht genug, die Ordensfrauen der katholischen Gemeinschaft haben eine noch größere Zukunftsvision: Bis 2037 sollen alle Einrichtungen der Kongregation weltweit – etwa in Deutschland, Tansania oder den USA – klimaneutral werden. Denn: "Wir können gar nicht genug für das Klima tun", sagt Generaloberin Schwester Monika Edinger im Gespräch mit der AZ.
Die Kongregation der Schwestern des Erlösers ist im 19. Jahrhundert gegründet worden. Jahrzehntelang haben die Nonnen als Krankenpflegerinnen, Erzieherinnen und Seelsorgerinnen gewirkt. Heute sind noch 109 Schwestern in Deutschland aktiv, Mitarbeitende gibt es jedoch weit mehr. In Würzburg liegt der Altersdurchschnitt der Schwestern bei 85 Jahren.
"Die Botschaft lautet: Ja zum Leben, Ja zur Schöpfung und Ja zur Zukunft."
Im Jahr 2019 ist gemeinsam entschieden worden: Das Mutterhaus des Ordens im Herzen der Altstadt soll generalsaniert und für die Bevölkerung geöffnet werden – als grüne Oase, Treffpunkt und spirituelles Zentrum. "Der Klimawandel ist eine große Not der Zeit", sagt Edinger. Die Anpassung des Klosters sei längst überfällig gewesen. "Die Botschaft lautet: Ja zum Leben, Ja zur Schöpfung und Ja zur Zukunft." Zur Schöpfungsverantwortung gehöre auch, nachkommenden Generationen eine lebenswerte Natur zu hinterlassen.

Heute können die Menschen endlich hinter die Mauern blicken, so Edinger. Ein klimafreundliches Café ist entstanden, das täglich geöffnet hat und in dem Besucher die Ruhe im Innenhof des Klosters genießen. Ab und an können von den Stühlen aus zudem Schafe beobachtet werden, die auf der Wiese im Innenhof grasen und als "natürliche Rasenmäher" eingesetzt werden. Besonders die Kinder freuen sich darüber sehr, erzählt Edinger, die sich mit zwei weiteren Schwestern für die Veränderungen ausgesprochen hat.
Erste Photovoltaik-Anlage auf Gebäude unter Denkmalschutz
Das Areal ist insgesamt klimafit gemacht worden: Eine Blumenwiese und ein Kräutergarten sind entstanden, zudem ist die gesamte Anlage autofrei. "Wir haben ein Mobilitätskonzept entwickelt mit Jobtickets, Carsharing sowie zwei E-Autos für die Mitarbeiter." Die Anlage ist begrünt und entsiegelt worden, Regenwasser wird gesammelt und wiederverwendet, auch die Kirche ist energetisch saniert worden. Insgesamt wurde auf nachhaltiges Material geachtet: "Von der Heizung, über das Dämmmaterial hinzu Versiegelung und Photovoltaik – überall wurde auf Nachhaltigkeit Wert gelegt", so die Generaloberin.

Bayernweit einmalig ist zudem eine Photvoltaik-Anlage, die auf dem Dach des denkmalgeschützten Klosterbaus aus der Barockzeit installiert wurde. 20.000 spezielle, rote Solarziegel zieren nun das Dach mit einer Jahresleistung von mehr als 130.000 kW/h. Ein "absolutes Pilotprojekt", als erste PV-Anlage auf einem Großdenkmal, so Edinger hörbar stolz.
Für diese Errungenschaft wurden die Erlöserschwestern 2024 mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Der Weg dorthin sei mühsam gewesen, "und nicht ohne Widerstand", lässt die Generaloberin Revue passieren. Doch sei sie froh, dass das Gesamtkonzept nun angenommen werde, von Mitarbeitenden wie der Bevölkerung.
Der Klimawandel sei eine Herausforderung für alle. "Insgesamt müssen wir mehr Bewusstsein dafür schaffen." Jeder könne mithelfen.