Schämt euch, ihr Chaoten!

Krawallos zerstören Clubsieg: Verletzte Polizisten und Spielunterbrechung nach einer Rauchbombe. Ein Abbruch wurde nur durch den mutigen Auftritt von Clubpräsident Roth verhindert. Jetzt droht dem Club eine hohe Strafe.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

FRANKFURT - Krawallos zerstören Clubsieg: Verletzte Polizisten und Spielunterbrechung nach einer Rauchbombe. Ein Abbruch wurde nur durch den mutigen Auftritt von Clubpräsident Roth verhindert. Jetzt droht dem Club eine hohe Strafe.

Er misst nur 1,63 Meter. Aber in Frankfurt war Club-Präsident Michael A. Roth der Größte! Ihm ist es zu verdanken, dass die Fan-Krawalle beim Club-Auftritt in Frankfurt nicht noch mehr eskalierten. Roths Marsch zu Block 20 nach 29 Minuten und seine Präsenz dort während der zweiten Halbzeit bewahrten den Club vor einem Drama – und vielleicht vor dem Abstieg. . .

Chaoten aus dem FCN-Fanblock zündeten vier Böller. Schiedsrichter Peter Gagelmann unterbrach daraufhin die Partie um 15.59 Uhr für 20 Minuten, drohte beim nächsten Vorfall mit Spielabbruch. Club- Trainer Thomas von Heesen: „Dann hätte die Gefahr für totales Chaos bestanden.“ Im Block 20 hatten sich Ultras von Rapid Wien mit Club-Krawallos vereint und losgelegt. Roth: „Peinlich! Das hat unserem Image schwer geschadet, eine Katastrophe, eine Schande.“

„Voll im Leben“

Über den Rängen prangte ein Werbeschild des Hessischen Rundfunks mit dem Slogan „Voll im Leben“, doch was sich dort abspielte, war voll daneben. Während Gagelmann zurecht das Spiel unterbrach, „irgendwann ist Schluss“, ergriff ein wutentbrannter Roth auf dem Spielfeld das Mikrofon und brüllte: „Lassen Sie das sein. Es ist ein unmöglicher Unsinn, was Sie da machen. Schluss damit, sonst muss ich zustimmen, dass der Block geräumt wird.“ Dann marschierte Roth zum Block 20. „Ichmusste hin, weil ich das Gefühl hatte, dass ich der Einzige im Verein bin, vor dem die Fans Respekt haben. Meine Anwesenheit hat geholfen, dass nichtsmehr passiert ist.“

Dafür bekam Roth das Okay von Ehefrau Angie. Sie hatte aber zu „keiner Zeit Angst um meinen Mann“. Roth ebenfalls ohne Furcht: „Angst? Nein, ich habe doch den größten Teil meines Lebens schon hinter mir.“ Tapfer harrte Roth am Zaun aus, verpasste so das Spiel. „Ich habe mich mehr auf die Fans, als aufs Spiel konzentriert. Die Tore habe ich gar nicht richtig mitbekommen.“ Dafür bekommt er heute die Konsequenzen des Krawalls serviert. Das DFB-Sportgericht befasst sich damit. Der Club rechnet laut Manager Martin Bader mit einer Geldstrafe in „fünfstelliger Höhe“, 50 000 Euro, aber mit keiner Platzsperre. Ausgewertet werden Videobänder, um die Schuldigen zu finden. „Damit wir ein Exempel statuieren können“, so Bader.

Stadionverbot und Geldstrafen

Laut Roth stehen Stadionverbot und Geldstrafen für die Übeltäter im Raum. Für Mittwoch sind Gespräche mit den Ultras vorgesehen. Deren Sprecher Julius Neumann war gestern nicht erreichbar. Bader: „Ich lasse nicht zu, dass alle über einen Kamm geschert werden. Und ich hoffe auf einen Selbstreinigungsprozess bei den Ultras.“ Ein frommerWunsch. DFB-Präsident Theo Zwanzigerwill hart durchgreifen: „Das sind keine sportbegeisterten Menschen. Sie benutzen den Fußball, um mutwillig zu stören.“ Von den Profis gab sich nur Angelos Charisteas gelassen: „So etwas kenne ich aus Griechenland“. Peer Kluge sagte dagegen: „Solche Fans können wir nicht gebrauchen.“ Javier Pinola: „Eigentlich sind unsere Fans keine Idioten. Aber das war nicht hilfreich im Abstiegskampf.“ Will heißen: Schämt euch, ihr Chaoten!

Dennoch schickte Roth nach dem Abpfiff die Mannschaft zu den Fans. Okay für von Heesen: „Wegen drei, vier Chaoten nicht hinzugehen, ist nicht gut. Alle anderen haben das Recht, dass wir uns für die Unterstützung bedanken.“ Bader zerknirscht: „Ärgerlich, dass nach so einem Spiel nicht das Sportliche im Mittelpunkt steht.“ Schon vor dem Spiel wurden 22 Chaoten verhaftet, die in den Zügen und am Frankfurter Bahnhof Böller gezündet hatten. Dabei wurden sieben Polizisten verletzt, vier mussten ins Krankenhaus. Dafür kann kein Fußballfreund Verständnis haben.

Matthias Hertlein/ERG

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.