Schäfers Hilferuf
Der Club-Präsident wünscht sich künftig mehr Unterstützung durch Unternehmen aus der Region
NÜRNBERG Abstieg verhindert! Und dennoch gibt’s kritische Töne. Denn obwohl der Zehn-Millionen-Euro-Gau (so viel TV-Gelder weniger hätte der FCN im Unterhaus verkraften müssen) abgewendet werden konnte: Die finanzielle Lage bei offiziell 5,8 Millionen Euro Miesen ist nicht rosig...
"Wir werden eine alternative Finanzierung finden"
Notverkäufe schließt Präsident Franz Schäfer aus. Er macht aber deutlich: „Der Club muss immer ein bis zwei Spieler verkaufen, um sich in der Bundesliga zu profilieren. Wenn wir keinen Spieler abgeben, werden wir eine alternative Finanzierung finden.“
Schuld am Defizit ist laut Schäfer auch die für ihn unerklärliche Sparsamkeit hiesiger Unternehmen, die der 73-Jährige gar als „traurig“ bezeichnet. „Es ist ein Manko, dass namhafte Firmen in dieser Region nicht bereit sind, uns zu unterstützen. Dabei hat Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck stets betont, dass es für die Wirtschaft wichtig ist, dass der Club in der Bundesliga bleibt.“
"Wenn es nur 5000 Euro sind, nehmen wir die auch gerne"
Und es sind längst nicht nur die großen Summen, die Schäfer vermisst. „Wenn es nur 5000 Euro sind für unseren Partner- oder Freundeskreis, nehmen wir die auch sehr gerne.“ Süffisanter Zusatz: „Wenn die Wirtschaft gezittert hat, dass ihre Umsätze einbrechen, müsste der ein oder andere doch jetzt auf eine Idee kommen, wie er dem Club helfen kann.“
Bei allem Ärger: Der Rahmen, in dem sich der Club in Sachen Marketing bewegt, ist eng. Auf der Einnahmenseite sei nicht mehr viel Luft nach oben, bekennt der Club-Boss: „Der Hauptgrund ist das Stadion, dass wir mit durchschnittlich 41000 Zuschauern ja gut ausgelastet haben.“ Zudem seien auch die Marketingmöglichkeiten (VIP-Hospitality, Werbung) nahezu komplett ausgereizt.
Dennoch sieht Schäfer auch beim hauseigenen Vermarkter Sportfive noch Optimierungspotenzial: „Wenn man sieht, was in Dortmund, in Berlin oder beim HSV möglich ist, müsste das auch hier möglich sein.“ Dieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig. Eine Idee wäre, die Sponsorensuche in die eigene Hand zu nehmen.
Vermarkter Sportfive hat Rekordergebnis eingefahren
Ausgeschlossen ist das nach dem Vertragsende mit Sportfive – Laufzeit aufgrund diverser Optionen mindestens bis 2016 – laut Schäfer nicht. Denn, so denkt jedenfalls der Club-Boss: „Wenn da ein Woy (FCN-Finanzchef Ralf Woy) oder Schäfer rangehen, werden die mehr akzeptiert als der Vermarkter. Hauptsponsor Areva haben wir auch über unsere Reihen aufgetan.“
Letzteres stimmt definitiv nicht. Das musste dann auch Schäfer, nach Abhören seiner Aussagen vom Band, zugeben. Fakt ist: Allein Sportfive mit zehn Mitarbeitern in der Nürnberger Filiale, hat den Deal (3,2 Millionen Euro pro Erstliga-Saison) an Land gezogen.
Freilich weiß auch der Präsident die Vorzüge der gut vernetzten Agentur zu schätzen: „Sportfive ist national und international bestens aufgestellt. Deshalb profitieren wir auch von der Zusammenarbeit.“ Und zwar nicht zu knapp, wie Sportfive-Nürnberg-Boss Christian Kothe skizziert: „Wir haben in dieser Saison ein Rekordergebnis aufgestellt – trotz der sportlichen Berg- und Talfahrt. Und im wirtschaftlich schwierigen Umfeld haben wir sogar die Uefa-Cup-Saison 2007/08 getoppt.“ Rund 15 Millionen Euro waren es – die aber gerne durch regionale Unternehmen aufgestockt werden dürfen!K. Kaufmann, M. Löser
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