Schäfer: Schelte für die Schlafmützen von Köln
NÜRNBERG/KÖLN Erst die Wasserflasche, dann Handschuhe und Kapitänsbinde – und letztlich flogen auch noch mächtig die Fetzen! Das Last-Second-Gegentor in Köln durch Milivoje Novakovic (92.) hatte Club-Keeper Raphael Schäfer derart auf die Palme gebracht, dass die Nachspielzeit fast in einem Eklat geendet hätte. Während Trainer Dieter Hecking gleich „vier Fehler, die wir hätten verhindern können“ gezählt hatte, beschränkte sich Schäfer erstmal nur auf einen Hauptschuldigen: Club-Youngster Robert Mak. Der bekam mit dem Schlusspfiff den Zorn des 32-jährigen FCN-Alpha-Tiers zu spüren.
"Das war ein dummes Gegentor, über das ich mich auch mal aufregen darf"
Wie von der Tarantel gestochen, ging Schäfer auf Mak los und faltete ihn derart lautstark am Mittelkreis zusammen, dass dieser danach – mit gehörigem Sicherheitsabstand – bedröppelt in die Kabine schlich. In selbiger ging der Ärger dann weiter. „Wofür hat man dich denn eingekauft?“, soll Schäfer laut „Express“ Mak gefragt haben.
„Das war eben ein sehr dummes Gegentor, über das ich mich auch mal aufregen darf“, rechtfertigte Schäfer gestern seinen Wutausbruch. Denn der K.o. hatte sich seiner Meinung nach regelrecht angekündigt. „In den letzten zehn Minuten haben einige Spieler nicht am Großen und Ganzen mitgearbeitet, sondern ihr eigenes Ding durchgezogen.“ Und: „Es ist sehr ärgerlich durch solche Unkonzentriertheiten zu verlieren.“
Harte Worte. Aber in der Sache hatte Schäfer mit seiner Schlafmützen-Schelte recht. Das sah auch Hecking so: „Das gehört dazu. Robbi muss lernen, damit umzugehen.“ Tatsächlich hätte Mak unter Umständen bereits Mato Jajalos öffnenden Pass auf Lukas Podolski, der die FCN-Fehlerkette vor dem Gegentor einleitete, verhindern können. Aber anstatt wenigstens zu versuchen, seinen Lapsus auszubügeln und den Rückwärtsgang einzulegen, beschränkte sich Mak danach weiter auf die Rolle des Zuschauers. Dazu kommt, dass der 19-Jährige zuvor schon einen Ball verstolpert hatte, den Novakovic (86.) ohne Schäfers Glanzparade auch schon fast zur Führung genutzt hätte.
"Natürlich kann er mir schon wieder unter die Augen treten"
Am nächsten Morgen war der Zorn aber wieder weitgehend verraucht. „Natürlich kann er mir schon wieder unter die Augen treten“, grinste Schäfer. Zumal Mak längst nicht der einzige war, der in der Schlussminute gnadenlos pennte. Beispielsweise fiel auch Juri Judt bei der finalen Flanke von Slawomir Peszko auf Novakovic eher als tatenloser Begleitschutz auf.
Hecking traf die Pleite jedenfalls nicht ganz unerwartet. „Uns fehlt im Moment vielleicht etwas die Frische“, bekannte der 46-Jährige. Womit er zumindest Mak nicht gemeint haben konnte: Der war in Köln ja erst in der 74. Minute für Cohen eingewechselt worden.