Santana: Kommt Heckings „Mister X“ vom Meister?
Der Berater des einst teuren Wolfsburg-Stars bestätigt: „Der Club hat bei uns angefragt“
BELEK Nach zehn Einheiten und den beiden Testsiegen gegen Zweitligist Duisburg und Tabellennachbar Köln (jeweils 1:0) zieht Club-Trainer Dieter Hecking einen positiven Schlussstrich unter das einwöchige Trainingslager in Belek. Allerdings sagt der 45-Jährige auch: „Zu viel Lob ist nicht gut. Ich werde die Mannschaft weiter unter Strom halten“. Derweil bastelt Manager Martin Bader eifrig an der Verpflichtung eines neuen „Kraftwerks“ für das defensive Mittelfeld.
Vranjes zu teuer, jetzt ist Santana im Blickfeld
Hecking spricht von einer „1A-Lösung“. Jurica Vranjes, den Werder Bremen ablösefrei ziehen lassen würde, ist eher in die Rolle der Ersatz-Sicherung gerutscht. Denn der Kroate ohne Saisoneinsatz fordert scheinbar ein nicht zu stemmendes Gehalt. Der neue Favorit als Heckings „Mister X“ ist der 28-jährige Jonathan Santana, der vor dreieinhalb Jahren noch 3,6 Millionen Euro Ablöse an River Plate Buenos Aires kostete und seitdem bei Meister Wolfsburg unter Vertrag steht.
Der gebürtige Argentinier mit paraguayanischem Pass (13 Einsätze für das Heimatland seiner Mutter) will noch auf den WM-Zug aufspringen. Er benötigt dafür jedoch mehr Spielpraxis. Zwar schenkte ihm VfL-Trainer Armin Veh bislang nur fünf Mal das Vertrauen (Santana kam in der Hinrunde auf 40 Einsatzminuten), doch Veh erklärte kürzlich, Jonathan müsse bleiben. Gehört zum Transferpoker ja dazu. Santanas Berater Marcelo Carracedo, der auch Javier Pinola vertritt, bestätigte: „Nürnberg hat angefragt.“
Hecking schwört auf seine "mittlere Achse"
Hecking hält sich bedeckt und sagt: „Martin Bader hat viel Arbeit vor sich. Wir müssen die nötige Geduld haben.“ Um die 1,5 Millionen Euro aus Schalke für Peer Kluge – oder zumindest einen Teil – möglichst perfekt anzulegen.
Santana wäre neben Bayern-Leihgabe Andreas Ottl genau der Baustein, den Hecking in seinem 4-4-2-System mit einer Doppel-Sechs gebrauchen könnte. „Die mittlere Achse von hinten nach vorne ist für mich ein ganz wichtiges Kriterium“, unterstreicht der Club-Trainer seine Vorstellungen. Heißt: Torwart Raphael Schäfer dirigiert seine Innenverteidiger wie Andreas Wolf und Breno, die wiederum Ottl und dessen Nebenmann lenken – und die beiden Stürmer, wohl Albert Bunjaku und Angelos Charisteas, verbal unterstützen sollen.
"Harry kann ein wichtiger Spieler für den Club werden"
Während unter Ex-Trainer Michael Oenning mit wenigen Ausnahmen (Schäfer, Wolf) meist das Schweigen der Belämmerten herrschte, ist unter Hecking wieder richtig Leben auf dem Platz: „Man merkt, dass es laut geworden ist.“ Wobei der ehemalige Stürmer, vormals selbst als „Lautsprecher“ von den Kollegen gefürchtet, weiß: „Nur mit dem Mund ist noch keiner Führungsspieler geworden.“
In diese Rolle drängt mehr und mehr Charisteas, der unter dem neuen Coach sichtlich aufblüht. „Was er mir bislang gezeigt hat, wie er den Ball behauptet und sich einbringt, das hat schon Qualität. Harry kann, wenn er dranbleibt, ein wichtiger Spieler für den Club werden“, sagt Hecking über den bis dato in Nürnberg so unglücklichen Griechen. „Vielleicht hat er in der Vorrunde, nachdem er nicht mehr berücksichtigt wurde, zugemacht. Dafür muss er sich kritisieren lassen. Das ist nicht professionell.“
Wobei keiner aus dem um die Stammplätze kämpfenden Team ausschert. „Die Truppe funktioniert“, sagt Hecking. „Es ist keiner so abgefallen, dass ich sagen müsste, such’ dir einen neuen Verein.“ Ungeachtet dessen hat Hecking, sein „Gerüst im Kopf“. Und das wird, ausgenommen der wohl letzte Neuzugang, schon am morgigen Sonntag um 14Uhr bei der Generalprobe bei Zweitligist FC Augsburg auflaufen.
Markus Löser
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