Saisonarbeiter fallen weg: Agratt vernetzt Bauern und Helfer

München/Regensburg – Ob es darum geht, Hopfendrähte in den Gärten aufzuziehen, Mais zu säen oder – und das ist gerade derzeit eine große Herausforderung – Spargel zu stechen: Arbeitskräfte fehlen in der Landwirtschaft durch die Coronaschutzmaßnahmen noch mehr als zuvor.
Viele Saisonarbeiter können aufgrund der aktuellen Bestimmungen gar nicht einreisen – zumindest jene aus den Ländern, die nicht direkt an Deutschland grenzen. Polen und Tschechen dürfen laut Bayerns Landwirtschaftsminiterin Michaela Kaniber (CSU) mit einem entsprechenden Nachweis schon ins Land.
Andererseits haben viele, gerade auch junge Menschen, wie Studenten ihre Jobs verloren – etwa in der Gastronomie. Vier junge Leute aus Regensburg wollen beide Bereiche mit der Vermittlungsplattform Agratt zusammenbringen.
Wegen Corona: Agratt-Plattform ist kostenfrei für Bauern und Helfer
Matthias Coufal, selbst Landwirt und Gründer von Agratt.de, erklärt der AZ, wie es funktioniert: "Auf www.hilfderlandwirtschaft.de können sich Helfer eintragen und so ihre Hilfe anbieten. Auch wenn es nur am Wochenende ist oder wenige Stunden. Jede Hilfe zählt aktuell. Die Plattform ist natürlich kostenfrei für alle Benutzer."
Ursprünglich sollte die Vermittlungsplattform für landwirtschaftliche Dienstleistungen im Mai veröffentlicht werden. "Aufgrund der aktuellen Situation haben wir die neuen Funktionen eingebaut und die Plattform für alle kostenfrei veröffentlicht", sagt Coufal dazu. Das soll auch nach der Krise so bleiben. Man arbeite eng mit der Organisation "Land schafft Verbindung" zusammen. Und: "Wir legen absoluten Wert auf Datenschutz auch während der Krise."
Bauern brauchen Arbeitskräfte aus Deutschland
Auch der Bayerische Bauernverband und der Maschinenring haben das Ziel, Arbeitskräfte aus dem Inland zu rekrutieren, wie sie in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte erst am Freitag harsche Kritik des DGB aus einem ähnlichen Ansinnen heraus geerntet. Er hatte vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer, die Kurzarbeitergeld beziehen und für die es derzeit in ihren Firmen nichts zu tun gibt, mit Hilfsarbeiten Geld hinzuverdienen könnten - "in den Supermärkten, als Spargelstecher, in der Landwirtschaft".
Der bayerische DGB-Vorsitzende Matthias Jena nannte den Vorschlag "irrwitzig" und forderte stattdessen staatliche Hilfe auch für Arbeitnehmer.
Wer Interesse hat, kann sich beispielsweise registrieren unter www.agratt.de oder (öffentlich einsehbar) beim Maschinenring unter www.daslandhilft.de.
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