S-Bahn-Fehlstart: Jeder 4. Zug kam zu spät!

Schock-Bilanz nach sechs Wochen: Der Start kam einfach zu früh. Noch bremsen viele Baustellen den Betrieb auf dem neuen Netz, zudem haben die bestellten Züge immer noch keine Zulassung
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Streckennetz der Nürnberger S-Bahn ist von 67 auf 224 Kilometer gewachsen. Doch noch hakt es an vielen Stellen.
dpa Das Streckennetz der Nürnberger S-Bahn ist von 67 auf 224 Kilometer gewachsen. Doch noch hakt es an vielen Stellen.

Schock-Bilanz nach sechs Wochen: Der Start kam einfach zu früh. Noch bremsen viele Baustellen den Betrieb auf dem neuen Netz, zudem haben die bestellten Züge immer noch keine Zulassung

NÜRNBERG Eigentlich hätte die neue S-Bahn vor sechs Wochen gar nicht starten dürfen. Eigentlich hätte die Bahn noch ein Jahr gebraucht, um Gleise, Weichen und Bahnhöfe fit für die schnellen Linien, den dichteren Takt und die Erweiterung des Netzes von 67 auf 224 Kilometer zu machen. In einem Jahr hätten dann vielleicht auch die neuen Züge ihre Zulassung gehabt. Doch die Verträge sind anders. Am 12. Dezember musste die Bahn AG mit dem Betrieb beginnen. Und weil dann auch noch der Winter kam, legte die S-Bahn einen fulminanten Fehlstart hin: Jeder vierte Zug kam zu spät!

„Im Dezember waren nur 75 Prozent der Züge pünktlich“, musste Anja Steidl am Dienstag in ihrer ersten Bilanz einräumen. Sie ist Geschäftsleiterin von DB Regio Franken und damit für das Netz zwischen Bamberg und Hartmannshof (S1), Altdorf und Roth (S2), Neumarkt (S3) und Ansbach (S4) nach Nürnberg verantwortlich. 400 Millionen Euro kostete der Ausbau.

Noch ist das Netz eine einzige Baustelle

Die Fahrgäste reagieren genervt, weil die Bauarbeiten an vielen Stellen nicht abgeschlossen sind: Bei Feucht fehlen zwei Weichen, zwischen Nürnberg und Fürth das vierte Gleis für die S-Bahn. Wie die Trasse zwischen Fürth und Erlangen weitergebaut wird, und ob der Verschwenk ins Knoblauchsland kommt, ist völlig offen. Ohne sie funktioniert die S-Bahn Richtung Erlangen aber nicht optimal. Entlang aller Strecken müssen noch viele Bahnhöfe umgebaut werden. Es fehlen Aufzüge und Treppen. Die Bahnsteige haben die falschen Höhen. In Ansbach wird die neue Oberleitung nachgebessert.

Dazu kommt das Drama mit den neuen Zügen. Die bis zu 160 Stundenkilometer schnellen Sprinter (225 Sitzplätze) haben noch keine Zulassung vom Eisenbahnbundesamt. Grund: Probleme mit der Software. „Wir arbeiten daran, das schnellstmöglich zu regeln“, so ein Sprecher des Herstellers Bombardier; derzeit laufen Testfahrten, 42 Triebwagen sind bestellt. Als Ersatz fahren betagte Regional-Züge, die die Bahn aus ganz Deutschland zusammengezogen hat. Außerdem mietet der Konzern mit Millionenaufwand 15 komplette Züge zu.

Doch selbst wenn Herstellen Bombardier die neuen „Talent2“-Triebwagen schnell liefert, dauert es 30 Wochen, bis alle 160 Lokführer für die neuen Fahrzeuge geschult sind. 2012 sollte aber dann, darauf hofft die S-Bahn-Chefin, alles laufen. Michael Reiner

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.