Rummenigge: Fußball hat gesellschaftliche Verantwortung

München - Karl-Heinz Rummenigge sieht den Fußball in einer großen Verantwortung und erwartet in der kommenden Woche Entscheidungen über den weiteren Saisonverlauf. "Natürlich fehlen Stimmung und die Emotionalität, wenn keine Fans im Stadion sind. Gerade dadurch wird der Fußball so besonders und attraktiv. Dennoch bin ich der Meinung von Gesundheitsminister Jens Spahn, dass es unter den gegebenen Umständen richtig ist, die Spiele ohne Zuschauer austragen zu lassen", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur nach den Geisterspielen am Vortag.
"Auch der FC Bayern und der gesamte Fußball müssen hier ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und ihren Teil dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen", begründete Rummenigge seine Einschätzung.
Eine Prognose, was die jüngste Entwicklung für die EM im Sommer bedeutet, vermag der 64-Jährige nicht abzugeben. "Kein Mensch kann heute seriös voraussagen, wie lange uns das Thema Coronavirus noch beschäftigen wird. Die Europameisterschaft 2020 ist eine pan-europäische Veranstaltung. Das macht das Thema noch komplizierter und erfordert daher eine besonders sensible Handhabung", sagte Rummenigge.
Die EM findet vom 12. Juni bis 12. Juli statt, Spielorte sind unter anderem Rom im vom Coronavirus besonders schwer betroffenen Italien und München. Augsburgs Geschäftsführer Michael Ströll hatte am Donnerstag erklärt, das es "zwingend erforderlich ist, sich darüber Gedanken zu machen und die EM auch zur Disposition zu stellen", sagte er. "In der jetzigen Lage gibt es einfach noch wichtigere Dinge als kommerzielle Erfolge und wirtschaftliche Dinge."
Rummenigge erwartet bald Entscheidungen über den weiteren Saisonverlauf. In der kommenden Woche gebe es eine Videokonferenz der Uefa mit verschiedenen Interessensvertretern, sagte Rummenigge. "Dort gilt es, Entscheidungen zu treffen für die diesjährige Champions- und Europa-League, und auch darüber, wie man mit der Länderspiel-Abstellungsperiode nach dem 27. Spieltag umgeht. Ich bin mir sicher, dass die UEFA mit Präsident Alexander Ceferin an der Spitze eine seriöse und verantwortungsbewusste Entscheidung treffen wird", führte der Bayern-Chef aus.
Ein Szenario wollen die Münchner wie auch kein anderer Verein erleben. "Wenn ein Spieler, oder eine Person aus dem Trainer- oder dem Betreuerstaff positiv auf Corona getestet würde, müssten sich gemäß der Empfehlung des Robert-Koch-Institutes alle, die mit dieser Person in Kontakt waren, für 14 Tage in Quarantäne begeben", sagte Rummenigge. "Das wiederum würde bedeuten, dass die Mannschaft den Spielbetrieb nicht mehr aufrechterhalten kann."
Wie lange Geisterspiele ein probates Mittel sein könnten, bleibt abzuwarten. "Es gibt ja die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, bis mindestens 19. April keine Veranstaltungen mit über 1000 Personen zuzulassen. Zu gegebener Zeit wird eine neue Bewertung vorgenommen", sagte Rummenigge. "In der Bundesliga stehen noch neun Spieltage aus. Stand heute will die Liga so lange spielen, wie die gesundheitspolitischen und regulatorischen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Diese Entscheidung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert halte ich für richtig und logisch."