Rücktritt von CSU-Generalsekretär Mayer: Von Reue keine Spur

München - Sichtlich betroffen präsentierte sich am Mittwoch der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Medien. Es sei ein "bitterer Tag", sagte er in seinem nur vier Minuten dauernden Statement, zu dem keine Fragen zugelassen waren. Und: "Es ist eine Tragödie."
Damit kommentierte der Parteichef den unerwarteten Rücktritt seines Generalsekretärs Stephan Mayer, der erst vor weniger als zweieinhalb Monaten ins Amt berufen worden war. Mayer ist über "ein oder mehrere Gespräche" (Söder) mit einem Journalisten der "Bunten" gestürzt.
Mayers Drohung ging nach hinten los
Darin hatte der gelernte Jurist und Ex-Staatssekretär im Bundesinnenministerium dem Reporter mit "Vernichtung" gedroht, sollte er wie beabsichtigt eine "eklatant rechtswidrige Berichterstattung" tatsächlich umsetzen.
Die Drohung ging - zunächst - schwer nach hinten los. Die "Bunte" veröffentlichte, dass Mayer nicht, wie in seinen Biografien behauptet, ledig und kinderlos sei, sondern Vater eines achtjährigen Buben sei. Obendrein, so heißt es in der Vorberichterstattung, kümmere er nicht um seinen unehelichen Sohn. Mayer kündigte am Mittwoch an, den "Bunte"-Verlag Burda auf Schmerzensgeld wegen einer schwerwiegenden Verletzung des Persönlichkeitsrechts zu verklagen.
Markus Söder: "Alles schade - eine menschliche Tragödie"
Nach Vernichtung des Journalisten, der im Privatleben des 48-Jährigen gestöbert hatte, sieht es bislang nicht aus, wohl aber nach einem abrupten Karriereende Mayers. Er sei dessen Rücktrittswunsch "nicht leichten Herzens" nachgekommen, sagte Söder - und zwar nach einem langen Gespräch mit ihm im Beisein von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt.
Söder akzeptierte die Begründung seines Ex-Generalsekretärs, er trete den Rückzug "aus gesundheitlichen Gründen" an. "Es geht ihm tatsächlich nicht gut", sagte Söder: "Alles schade - eine menschliche Tragödie."
Mayer könne sich "nicht genau daran erinnern", was er dem Journalisten per Telefon an den Kopf geworfen habe, berichtete Söder. Aber wenn es so gewesen sei wie berichtet, sei es "völlig unangemessen", "nicht akzeptabel", "nicht darstellbar" und "nicht der Stil der CSU, meiner sowieso nicht" gewesen.
Stephan Mayer bestreitet die Vorwürfe
Der Journalist konnte sich allerdings gut erinnern, was Mayer ihm angedroht hat: "Sie haben mein Leben zerstört, ich werde Sie vernichten (...), ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende ihres Lebens." Und weiter: "Ich werde den Burda-Verlag verklagen und zerstören."
Mayer bestritt die Vorwürfe mit "Nichtwissen". Das ist ein juristischer Begriff, der das Bestreiten eines gegnerischen Vorbringens ohne Begründung bezeichnet. Für den Fall, dass die Vorwürfe zuträfen, erachte er seine Wortwahl rückwirkend als "unangemessen".
Die Nachfolge von Mayer soll "zeitnah" geregelt werden
Die ÖDP geht in Sachen Mayer noch einen Schritt weiter und fordert in einer Mitteilung, dass er auch sein Bundestagsmandat aufgeben soll. "Wer so etwas sagt, und sei er noch so sehr unter Druck, hat sich auch für ein Mandat als Volksvertreter disqualifiziert", erklärten die ÖDP-Landesvorsitzenden Agnes Becker und Tobias Ruff.
Die Nachfolge von Mayer als Generalsekretär soll rasch geregelt werden. Noch für den den Nachmittag kündigte Söder eine Videoschalte des Parteipräsidiums an, auf der jedoch noch keine Entscheidung getroffen werde. Diese solle aber "zeitnah" fallen.
Mayer-Nachfolge: Diese Namen werden bereits genannt
Die Präsentation des neuen CSU-Generalsekretärs könnte am 16. Mai stattfinden, wenn der CSU-Vorstand zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zusammenkommt. Es wird vermutet, dass der Generalsekretär wieder aus den Reihen der CSU-Bundestagsabgeordneten kommen soll. Genannt werden der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller, die Aschaffenburger Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz, der Bamberger Parlamentarier Thomas Silberhorn sowie die oberbayerische Abgeordnete Tanja Schorer-Dremel.
Im Kandidatenkarussell taucht auch wieder die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) auf. Sie war schon vor zwei Monaten als Nachfolgerin des damaligen Generalsekretärs Markus Blume im Gespräch.