Rückkehrer: "So höflich waren die Entführer"

Zurück in der Heimat: Die fünffache Mutter Christine Blodig aus Riedenburg schildert wie sie die Entführung am Berg Ararat in der Türkei erlebte und wie die Geiselnehmer ihre Opfer behandelten.
RIEDENBURG/ABENSBERG Aufgewühlt ist sie. Erleichtert. Aber auch weiterhin in großer Sorge um die drei Bergsteiger, die noch immer in der Hand der Geiselnehmer sind. Am Freitagabend kehrte die fünffache Mutter Christine Blodig aus Riedenburg gemeinsam mit ihren neun Reisebegleitern nach Bayern zurück: „Es geht ihr körperlich gut“, sagte ihr Mann Reinhard Blodig der AZ. Die Angst um die entführten Kameraden würde aber bleiben.
Um 21.55 Uhr landeten Blodig und ihre Reisebegleiter am Freitagabend am Münchner Flughafen. Die Heimkehrer wurden abgeschirmt von der Öffentlichkeit empfangen und über einen Nebeneingang in das Gebäude der Flughafen-Polizei geführt. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) war gekommen, um sie zu begrüßen.
Erstmals schildert Blodig gegenüber der AZ, wie die Entführer am Berg Ararat zu Werke gegangen sind: „Höflich. Man könnte sogar sagen: extrem höflich haben sie sich verhalten.“ Als die PKK-Kämpfer das Camp am Dienstag um 22 Uhr erreichten, sollen sie die Bayern mit ruhigen und sachlichen Formulierungen über ihre neue Lage informiert haben. Von Drohungen oder gar körperlicher Gewalt kann dagegen überhaupt nicht die Rede sein. Es sei keine Waffengewalt angewendet oder jemand aus der Gruppe verletzt worden.
In dem Augenblick der Entführung schlug auch die große Stunde des Sektionsvorsitzenden Helmut H.: „Sein Verhalten verdient Respekt“, sagt Blodig. Als reifer, sehr erwachsener Mensch, der sich seiner Rolle als Delegationsleiter bewusst gewesen war, soll sich der Ingenieur präsentiert haben. Spekulationen, dass er sich für seinen Sohn Klaus, der ebenfalls zur Reisegruppe gehörte, geopfert hat, wollte Blodig nicht bestätigen.
Der 40-Jährige kehrte ebenfalls am Freitag nach Deutschland zurück – und gab sich zuversichtlich: „Wir hoffen, dass die Entführung glücklich ausgeht“, sagte er. Physisch waren ihm die Strapazen nicht anzumerken.
Die zurückgekehrten Bergsteiger sollen in den kommenden Tagen weiterhin vom LKA verhört und auch betreut werden.
Daniel Aschoff