Rückkehr zum G9: AZ-Meinung zum Versagen des achtjährigen Gymnasiums

Die CSU hat die Rückkehr zum G9 beschlossen. Damit endet nach 15 Jahren ein Experiment, das zu Lasten tausender Schüler und Eltern ging. Ein Experiment, das schon viel eher hätte beendet werden müssen.
Lukas Schauer |
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Schüler während ihres Abiturs. In Zukunft wird es wieder nach neun Jahren abgelegt.
dpa Schüler während ihres Abiturs. In Zukunft wird es wieder nach neun Jahren abgelegt.

Die CSU hat die Rückkehr zum G9 beschlossen. Damit endet nach 15 Jahren ein Experiment, das zu Lasten tausender Schüler und Eltern ging. Ein Experiment, das schon viel eher hätte beendet werden können, ja müssen.

München - Ein alter Lateiner-Spruch lautet: "Wir lernen nicht für die Schule, sondern fürs Leben". Das kann man natürlich als Plattitüde ansehen, doch gerade im Fall von acht- und neunjährigem Gymnasium trifft er zu.

2003 noch unter Ministerpräsident Edmund Stoiber mehr Hoppla-Hopp als überlegt eingeführt, ist das G8 nach fast 15 Jahren gescheitert. In Schulnoten ausgedrückt wäre es wohl eine Fünf minus. In der Schule flattert dann ein blauer Brief an die Eltern, "Versetzung gefährdet" steht darin. Solche Warnungen schickten von Anfang an auch Lehrerverbände und Elternvertreter ans Ministerium, das G8 sei unausgereift und würde vor allem nur eins bedeuten: mehr Belastung für die Schüler. Doch die CSU wollte nicht "lernen".

Unterricht täglich bis in die Nachmittagsstunden als Regel - wer einen längeren Schulweg hat, kommt da oft zu Uhrzeiten nach Hause, in denen es im Winter bereits dämmert. Dann sind aber noch keine Hausaufgaben gemacht, keine Vokabeln gelernt. Wer noch im Sportverein ist, ein Instrument lernt oder sich schlicht mit Freunden treffen will (oder ganz verrückt: sowohl als auch!), hat dann ein straffes Programm vor sich.

Wo bleibt da die Freude am Lernen? Natürlich gab und gibt es immer Schüler, die ihr Abitur locker (mit einem Einser-Schnitt) bestehen, auch in nur acht Jahren auf der Schulbank. Doch auch im "alten" G9 gab es die Möglichkeit, Klassen zu überspringen und somit die Schulzeit zu verkürzen.

Im G8 aber wurde der alte Lehrplan nicht angepasst, lediglich in neue Bücher gepresst, deren Inhalte dann im Turbo-Gang von den Lehrkräften in die Köpfe ihrer Schüler in (über-)vollen Klassen gebracht werden mussten. Das führt unweigerlich entweder zur Absenkung des Niveaus generell oder zu Frustration - auf Schüler- wie auf Lehrerseite.

Nun also die Rückkehr zum G9, das allerdings nicht so heißt, sondern "ein zeitgemäßes" sein soll. Eins, das laut Spaenle "für ein Vierteljahrhundert trägt". Aber auch wenn es sich die verantwortlichen Bildungspolitiker nicht eingestehen wollen: Man hätte es einfacher haben können.

Quod erat demonstrandum.

 

 

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