Rückenwind fürs Derby

Koller und Mintal tankten Selbstvertrauen mit Toren ihren Nationalmannschaften und sind nun gestärkt für´s Bayern-Spiel. Nürnberg ist vorbereitet: Abardonado soll Toni stoppen.
NÜRNBERG Ungewohnte Glücksgefühle für Jan Koller und Marek Mintal. Der 2,02- Meter-Hüne köpfte beim 1:1 der Tschechen gegen Dänemark in Herning den Ausgleich, das „Phantom“ erzielte nach seiner Einwechslung in Zlate Moravce den Anschlusstreffer für die Slowakei beim 1:2 gegen Island. Tore fürs Selbstbewusstsein. Und Angelos Charisteas durfte beim 2:1 der Griechen in Düsseldorf gegen Portugal, unter den Augen von Club-Trainer Thomas von Heesen, 71 Minuten ran – auf der rechten Außenbahn. „Er hat die ersten 20 Minuten sehr ordentlich gespielt“, fand von Heesen.
Drei Profis mit reichlich Rückenwind für das 50.Bundesliga-Derby gegen die Bayern. Drei, die Schwung mitbringen sollten, sich gegen die „übermächtigen Bayern“ (Manager Martin Bader) zu stemmen. Von Heesen: „Wir brauchen am Samstag Spielertypen, die in der Lage sind, zu marschieren, Druck auf die Bayern zu machen, die durch Qualität und Schnelligkeit Räume in der Bayern-Abwehr aufbrechen. Harry hat die Qualitäten. Seine Chancen stehen nicht schlecht.“
Bayern auf die Füsse treten. Aber wie?
Mintals Chancen auf einen längeren Einsatz wohl auch nicht, wenn man die Statistik bemüht. Bei sämtlichen vier Siegen in dieser Saison hatte Mintal hinter den Spitzen gekickt. Bekommt er mal wieder eine Chance von Anfang an, weil Zvjezdan Misimovic beim 2:2 von Bosnien-Herzegowina gegen Mazedonien 85 Minuten spielen musste? Von Heesen: „Da hat er viel Kraft verloren.“ Wie auch Koller durch seinen 90-Minuten-Einsatz in Dänemark. „Für Jan ist es eine hohe Belastung, wenn er innerhalb sieben Tagen drei Spiele über 90 Minuten bestreiten soll. Mal sehen, ob es Sinn macht, ihn von Anfang an zu bringen“, so der Coach. „Wir müssen den Bayern auf die Füße treten, nicht nur zuschauen.“
Deshalb erwartet Münchens Superstar Franck Ribery eine Sonderbewachung. Von Heesen: „Wir werden nah genug am Mann sein. Das gilt vor allem für Spieler wie Ribery. Wir werden ihn jedenfalls nicht nur begleiten.“ Marco Engelhardt oder Peer Kluge sind hier die designierten Kettenhunde. Von Heesen krempelt auch seine Innenverteidigung um. Für Glauber rotiert der Trainer Jacques Abardonado als Aufpasser für Luca Toni ins Team. Auch seiner Zukunft beim Club zuliebe.
Denn nach sechs sieglosen Spielen wird der Coach schon wieder in Frage gestellt. Wieder mal kursiert der Name Ernst Middendorp als letzter Strohhalm. „Manchmal nimmt das Eigendynamiken an, die ich auch nicht mehr steuern kann“, erklärte jüngst Martin Bader (AZ berichtete). Von Heesen trocken: „Ich kommentiere nichts, ich konzentriere mich voll auf die Mannschaft und auf unser Ziel Klassenerhalt. Alle anderen Dinge kann ich eh nicht beeinflussen.“
M. Hertlein