Roth: "Ich bleibe"

NÜRNBERG - "... und Trainer Oenning auch!" Wirtschaftlich hui – sportlich pfui: Club macht 1,4 Millionen Gewinn, wandelt aber am Abgrund. Präsident rüffelt die Profis und hält Manager Bader für "zu weich" für das harte Fußballgeschäft.
Wenn es denn sportlich nur auch so liefe wie wirtschaftlich. Was die Finanzen angeht, steht der Club erstklassig da. Aber nach dem siebten Zweitliga-Spieltag dümpelt der Verein auf Rang 14 vor sich hin, meilenweit vom Saisonziel Wiederaufstieg entfernt. Immerhin konnte der 1.FCN in der Abstiegssaison seine wirtschaftliche Konsolidierung weiterführen. Der Club erzielte im Geschäftsjahr 2007/08 (Stichtag 30.Juni) einen Gewinn von 1,4 Millionen Euro nach Steuern und blieb damit rund 200.000 Euro unter der Bilanzzahl des Vorjahres.
„Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, so ein von einer Grippe geplagter Ralf Woy, geschäftsführender Vizepräsident bei der Mitgliederversammlung gestern Abend im Messezentrum. Der Ex-Banker weiter: „Wir haben keinerlei Darlehen und Bankverbindlichkeiten, wir konnten die Gesamterträge im Vergleich zum Vorjahr von 52,0 auf 60,7 Millionen Euro steigern, der Gesamtaufwand stieg im gleichen Zeitraum von 50,4 auf 59,3 Millionen.“ Die TV-Gelder (von 23,8 auf 24,3 Millionen) und die Transfererlöse (von 2,4 auf 6,5 Millionen) auch. Positiv. Die Personalkosten erhöhten sich geringfügig (25 auf 25,8). Woy: „Darin sind aber auch Rückstellungen für ein momentan schwebendes Verfahren mit einem ehemaligen Mitarbeiter enthalten.“ Gemeint war Ex-Trainer Hans Meyer. Die Aufwendungen für den Profi-Bereich wurden im Vergleich zum Vorjahr von 25 Millionen Euro auf rund 15 Millionen gedrückt.
Kein finanzielles Harakiri
Woy sieht es mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Mir wäre eigentlich lieber gewesen, wenn wir nicht so gute Zahlen präsentieren könnten, dafür aber weiter in der Bundesliga spielen könnten.“ In Liga eins will der Club – trotzt der momentan eher trostlosen Situation – auch sofort wieder. Aber nicht um jeden Preis. „Wir werden in der Winterpause bestimmt kein finanzielles Harakiri begehen“, bekräftigte Woy, „doch bei einer weiteren Saison in der Zweiten Liga können wir diesen Etat nicht nochmal stemmen.“
„Die Zweite Liga ist für uns viel zu teuer, deshalb müssen wir schauen, dass wir wieder raufkommen. Das ist momentan nicht einfach, aber noch machbar,“ befand Präsident Michael A. Roth (gewählt bis 2010). Und schloss einen vorzeitigen Rücktritt wegen der sportlichen Misere nach dem Bundesliga-Abstieg ausdrücklich aus. „Ich gehe jetzt nicht von Bord, trotz aller Kritik an unserer sportlichen Situation,“ so der 73-jährige.
Roth "Fußball ist ein hartes Geschäft"
Gleichzeitig gab der Teppich-Unternehmer Trainer Michael Oenning (43) eine Arbeitsplatz-Garantie bis zum Saisonende – und darüber hinaus. Roth: „Er ist jung, vernünftig und ein zugänglicher Mensch, mit dem wir hoffentlich noch länger zusammenarbeiten können. Oenning ist – im Gegensatz zu anderen – keiner, der Transfers auf Gedeih und Verderb durchzieht.“ Gemeint war wieder Meyer, der im Januar 2008 Jan Koller und Jacques Abardonado durchgeboxt hatte. Roth brach dabei eine Lanze für den in die Kritik geratenen Martin Bader: „Als Manager hast du gegen den Trainer keine Chance. Vielleicht ist Bader auch zu ehrlich, zu menschlich und zu weich, Fußball ist ein hartes Geschäft.“ Bei Ex-Trainer Meyer allemal. Dennoch hofft der Club-Chef noch auf einen außergerichtlichen Vergleich: „Grundsätzlich sind wir nicht abgeneigt. Es geht kein Trainer nur mit einem feuchten Händedruck. Auch von Heesen hat was bekommen, damit er nicht rumkaspert.“
„Einige Profis sind von der Treppe Bundesliga noch nicht runtergestiegen“, übte der Präsident Kritik, vor allem an den Stürmern. „Trotz der Verpflichtungen von Isaac Boakye und Christian Eigler wurde die Misere nicht behoben. Es kann doch nicht sein, dass es zwischen unseren teuer bezahlten Erstliga-Profis und denen in Liga zwei fast keinen Unterschied gibt.“ Roths Dilemma: „Soll ich etwa die Peitsche herausholen und drauflos schlagen, oder den Spielern eine Watsch’n geben wie nach schlechten Schulnoten?“ Ein gelegentlicher Tritt in den Hintern von Roth, Bader & Co. hätte vielleicht auch schon genügt. Matthias Hertlein