Rost: Der Club packt das noch!
Der Cottbus-Kapitän redet Klartext über die richtige Einstellung im Abstiegskampf – und schließt eine Rückkehr nach Nürnberg nicht aus
AZ: Herzlichen Glückwunsch, Timo Rost. Cottbus hat sich mit dem 2:1 gegen Rostock aus dem Abstiegsrennen verabschiedet.
TIMO ROST: Na ja, was soll ich sagen – die Glückwünsche beziehe ich aber eher auf unsere sensationelle zweite Halbzeit gegen Hansa. In Unterzahl, nach der Ampelkarte gegen Igor Mitreski, noch einen Dreier einzufahren, war für uns überlebenswichtig. Aber noch ist es ein weiter Weg bis zur Rettung.
Was sollen wir dann beim Club erst sagen? Der FCN hat zwei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer, fünf auf Energie – im Vergleich zu Euch sieht’s zappenduster aus.
Und dennoch bin ich überzeugt, und das sage ich nicht nur, weil ich noch mit ganzem Herzen am Club hänge: Die packen das noch.
Dann müsste aber eine Serie wie in Cottbus her. Zwölf Punkte aus den letzten fünf Spielen – daran habt Ihr doch selbst nicht geglaubt. Geben Sie den Kollegen in der alten Heimat mal einen Tipp.
Unser Lauf ist das Ergebnis von bedingungslosem Einsatz. Aus der Ferne kann ich nicht beurteilen, was da bei Euch alles schief läuft. Das steht mir auch nicht zu. Nur ein Beispiel: Wir haben uns während der Woche vor dem Rostock-Spiel alle in einem griechischen Lokal zusammengesetzt. Und da hat es dann irgendwann auch gewaltig gekracht.
Ein reinigendes Gewitter zu rechten Zeit?
Aber hallo, ja. Ich habe gerade noch eine Schlägerei verhindern können. So einen Mannschaftsabend habe ich noch nie erlebt. Jeder hat sich richtig ausgekotzt. Das war auch gut so. Ich habe die Jungs dann gefragt: „Wollen wir uns jetzt alle gemeinsam den Hintern für Energie aufreißen, oder sind wir zufrieden, wenn wir kommende Saison für 5000 Euro im Monat in der Zweiten Liga herumkrebsen?“
Und dann diese Antwort gegen Hansa...
Besser ging’s nicht. Wenn du das Ost-Derby gewinnst, dann bist du hier in der Lausitz der König.
In Franken betteln sie dagegen geradezu um Gegentore. Ihr Urteil?
Ich habe das Bielefeld-Spiel nur in Ausschnitten gesehen. 2:0 sind die Jungs vorne, Arminia ist schon tot. Da stelle ich mich doch hinten rein, warte auf Fehler, gebe den Balljungen Bescheid, dass die einen auf langsam machen. Und wenn der Schiri fünf Minuten nachspielen lässt – egal, schnurzegal. Aber nein, es muss ja „schöner“ Fußball gespielt werden. So ein Müll.
Mangelnde Einstellung?
Weiß ich nicht, aber sicherlich falsches Verständnis. Es heißt nicht umsonst Abstiegskampf und nicht Abstiegs-Schönspielerei. Mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei gewinnst du in so einer Situation gar nichts. Das muss in die Köpfe rein. Jetzt! Zaubern können sie nach der Sommerpause wieder – wenn die Cluberer drin bleiben, es so gut laufen sollte wie in der letzten Saison. Das war immer ein Fest, den Club zu verfolgen.
Meisterspieler Franz Brungs hat indes Ihre Rückkehr zum Club gefordert. Interessiert?
Ich bin jetzt seit 2001 in Cottbus. Die Leute hier – das ist der Wahnsinn und mir fast ein bisschen peinlich – verehren mich geradezu. In keiner Kneipe muss ich meine Rechnung zahlen, da wäre der Wirt ernsthaft sauer, wenn ich widersprechen würde. Im Spreewald, etwas außerhalb, hat mir der Verein ein Häuschen vom Feinsten für meine Frau Saskia und unseren Sohn Fabio hingestellt. Und: Ich verdiene auch hier ordentliches Geld.
Dann halt nicht!
Moment. Im Fußball kann alles ziemlich schnell gehen. Ich habe zwar Vertrag bis 2010, mir aber eine feste Ablöse hineinschreiben lassen. Wenn wir mit Cottbus in der Bundesliga bleiben, bin ich dennoch offen für alles.
Auch für die Zweite Liga?
Man soll nie nie sagen.
Interview: Markus Löser
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