Rock im Park sollte in letzter Sekunde verboten werden!

Anwohner hatten wegen „unzumutbarem Lärm“ geklagt. Der Verwaltungsgerichtshof fürchtete jedoch Tumulte.
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Schon am ersten Nachmittag herrschte Hochbetrieb vor der Hauptbühne.
B. Meyer 2 Schon am ersten Nachmittag herrschte Hochbetrieb vor der Hauptbühne.
Ein Bühnen-Comeback - in Routine erstarrt: Die Guano Apes konnten nicht punkten.
B. Meyer 2 Ein Bühnen-Comeback - in Routine erstarrt: Die Guano Apes konnten nicht punkten.

Anwohner hatten wegen „unzumutbarem Lärm“ geklagt. Der Verwaltungsgerichtshof fürchtete jedoch Tumulte.

NÜRNBERG Als die Kilians aus Dinslaken die Bühne der Alternastage beim „Rock im Park“-Festival um 14 Uhr betreten und was singen von „It’s only Rock’n’Roll, but i like it“, ist der Platz davor schon halb voll. Dass überhaupt Sound aus den Boxen kommt, haben die Massen dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu verdanken.

Der gab buchstäblich in letzter Sekunde seinen Segen zum Mammut-Festival und wies damit Anwohnerbeschwerden wegen „unzumutbaren Lärmbelästigungen“ zurück. Die Richter befürchteten bei Absage Ausschreitungen und erhebliche Aggressionen der angereisten Fans – und verwiesen auf den Millionenschaden für die Veranstalter.

Willkommen zum Fest der lebenden Toten

Wie eine Lärm-Hölle mutete das Festival beim Auftakt auch nicht an. Eher ein bisschen wie ein Massenpicknick. Überall lümmeln junge Menschen in der erstaunlich hartnäckigen Sonne, trinken, essen, reden. Ein paar stehen auf, tanzen kurz und setzen sich wieder hin. Von ausufernder Euphorie keine Spur. Man teilt sich die Kräfte ein für 90 Bands und drei Tage.

Wo letztes Jahr noch die Metal-Urviecher Metallica für Furore sorgten, ist dieses Jahr das Fest der lebenden Toten: Als Headliner am Freitag spielt Limp Bizkit, die vor über vier Jahren aus der Musiklandschaft verschwunden sind. Pophistorisch Relevantes hat die Band um Ober-Käppi-Träger Fred Durst schon seit ein paar Jahren nicht mehr abgeliefert. Jetzt die Reunion, pünktlich vor der Festival-Saison. Diese Mega-Promo wollten sich auch die deutschen Crossover-Pioniere von den Guano Apes nicht entgehen lassen. Die haben sich ebenfalls vor über vier Jahren im Streit ums liebe Geld aufgelöst – jetzt also die Wiedervereinigung auf der „Rock im Park“-Bühne.

Die Wiederhörensfreude wurde jäh im Keim erstickt: Nach vier Jahren Bühnenabstinenz liefen Guano Apes und die Posen von Sängerin Sandra Nasic erschreckend routiniert ins Leere. „Proud like a God“, der Anfangshit, war der einzige Grund, stolz auf Stimmungsmacherei zu sein.

Die Guano Apes sind den drei achtzehnjährigen Kathrins („Eine aber ohne ,h’“) aus Kaufbeuren egal. „Wir wollen die Kooks sehen, und die Killers!“ Und dass die Headliner dieses Jahr nicht so toll sein sollen, finden die drei Bankkauffrauen überhaupt nicht. „Wieso, das sind doch alles super Bands?“ Und auch die eher trüben Wetteraussichten schocken die drei Freundinnen nicht. „Das hatten wir doch schon letztes Jahr, da hat es auch gehagelt. Wir haben warme Klamotten dabei, und Regenponchos“, erklärt Katrin ohne h lachend. Dann legt sie sich zurück ins noch saubere Gras und döst entspannt.

„Was mache ich denn, wenn ich noch aufs Klo muss?“

Das passte zur Gemütslage von Kettcar, die mit Hintersinn vom neuen Album „Sylt“ fesseln. Nach dem dritten Song „Kettcar“-Chöre. Feine Intelligenz darf sich wieder lohnen. Ganz im Gegensatz zu Buckcherry, die zeitgleich auf der „Clubstage“ mit größenwahnsinniger Energie die Musik von vor 20 Jahren feiern.

Ganz entspannt ist auch der 17-jährige Julian. Der spurtete schon kurz nach Öffnung der Festival-Schleusen ganz vor in den abgetrennten Wellenbrecher-Bereich der Hauptbühne. „Ich freu mich schon voll auf Limp Bizkit“, schreit er über den Live-Sound hinweg. Einzige Sorge: „Was mache ich denn, wenn ich noch aufs Klo muss?“ Bis seine Stars auftreten, sind es nämlich noch gute sechs Stunden… daer/mm

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