"Rock im Park": Eine Raupe, kein Rollstuhl und ein Shitstorm

Sonne, Bier, laute Musik: Das Festival «Rock im Park» erfüllt viele Bedürfnisse von Rockfans. Bei einem überaus menschlichen Grundbedürfnis aber gibt es offensichtlich Nachholbedarf.
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Besucher des Open-Air-Festivals "Rock im Park" verfolgen im Regen ein Konzert. Foto: Daniel Karmann
dpa Besucher des Open-Air-Festivals "Rock im Park" verfolgen im Regen ein Konzert. Foto: Daniel Karmann

Nürnberg (dpa/lby) - Das Bier fließt, die Sonne scheint, die Musik dröhnt. Doch eine Sache stinkt den "Rock im Park"-Besuchern in diesem Jahr: Sie schimpfen über zu wenig Toiletten auf dem Festivalgelände in Nürnberg. Weil es Probleme mit den sanitären Anlagen gab, fielen zahlreiche der 320 Duschen und 130 Wassertoiletten aus. Und die 600 Chemie-Toiletten reichten offenbar nicht für die rund 77 000 Rockfans. Über die Veranstalter brach wegen der fehlenden Klos ein regelrechter Shitstorm herein.

In sozialen Netzwerken machen die Rockfans ihrem Ärger Luft, bezeichnen die Situation und die langen Schlangen vor den Klos als Unverschämtheit und posteten sehr unschöne Bilder völlig verstopfter Becken.

Ein verärgerter Besucher startete am Samstag sogar eine - zunächst noch sehr mäßig erfolgreiche - Online-Petition, in der er eine "Rückerstattung eines erheblichen Teils der Ticketpreise für Rock im Park 2019" forderte.

"Bei der Hauptbühne nur 12 funktionierende Dixis. Man steht Schlange, um ins Gebüsch zu machen. Das ist eine Zumutung", hieß es auf Twitter. Oder: "Unfassbare Toilettensituation an der Zeppelinstage... 90% Ausfall. Alles pinkelt an den Zaun, Feuerwehr rückt an und spritzt den Urin weg ... Sowas hab ich noch nicht erlebt!!"

Einige behielten trotzdem ihren Humor: "Die Veranstaltung wird von Jahr zu Jahr beschissener" und "Das nenn ich mal einen echten Shitstorm", wurde gescherzt. "Oder wie man in Franken sagt: Klos mit Soß'"

"Wir arbeiten seit 24 Stunden durchgehend daran, die Probleme bei den sanitären Anlagen und Duschen zu beheben", schrieben die Veranstalter auf Facebook in der Nacht zu Samstag. Die "technischen Störungen an Wassertoiletten und Duschen" seien aber zu komplex, um sie vollständig zu beheben.

Darum sollten noch in der Nacht "250 Dixieklos aus ganz Deutschland" in den Park gebracht werden. Am Samstagmorgen wurden dann tatsächlich neue Container mit Lkw angekarrt und Chemie-Toiletten aufgestellt. Wie viele angekommen waren, konnte eine Sprecherin des Veranstalters aber zunächst nicht sagen.

Aus Sicht der Polizei blieb das Festival zunächst ruhig. "Nichts Besonderes" meldete ein Polizeisprecher. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) meldete rund 1400 Einsätze.

Davon gingen 42 auf das Konto einer kleinen Raupe. Der giftige Eichenprozessionsspinner treibt auf dem Festivalgelände sein Unwesen. Die Fälle seien aber allesamt weniger schwerwiegend gewesen und hätten vor Ort behandelt werden können.

Ein besonderer Einsatz: Einem Rollstuhlfahrer kam der Rollstuhl abhanden. Der Mann habe sich einige Meter davon entfernt befunden, als das Gefährt verschwand. Das BRK stellte ihm nach Angaben eines Sprechers daraufhin einen Leih-Rollstuhl zur Verfügung - "damit er weiterfeiern kann. Das ist natürlich erstmal das wichtigste."

Das Festival war am Freitag mit mehr als 70 000 Rockfans und dem Deutschland-Comeback der Ärzte nach sechs Jahren Bühnen-Pause auf dem Nürnberger Zeppelinfeld gestartet. Vor den Headlinern traten Bands wie Architects, Dropkick Murphys und Feine Sahne Fischfilet auf.

Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich politisch und extrem gut gelaunt. Vor Tausenden Fans berichtete Frontsänger Jan "Monchi" Gorkow, wie überwältigend es für die Band sei, auf der Hauptbühne eines solch großen Festivals zu spielen: "Alter, ist das krass."

Als Headliner für Samstag stand die US-Metal-Band Slipknot auf dem Programm. Außerdem sollten The Bosshoss auftreten und der Schauspieler Jack Black mit seiner Spaßband Tenacious D. Am Sonntag sollten dann noch Guns N' Roses-Gitarrist Slash - ohne Axl, dafür mit Sänger Myles Kennedy - sowie die Bands Tool und Slayer auf der Bühne stehen.

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