Riesiger Wirbel um Nürnbergs Knast-Boss
Strafaktion oder Belohnung? Hans Welzel (62) soll bald im Ministerium neue Aufgaben übernehmen
NÜRNBERG Riesenwirbel um Knast-Boss Hans Welzel (62)! Der wiederholt in die Kritik geratene Chef der Nürnberger Justizvollzugsanstalt soll nach München versetzt und Referatsleiter (Haushalt) im Bayerischen Justizministerium werden. Strafaktion oder Belohnung? Über diese Frage wird bei der Nürnberger Justiz heftig diskutiert.
Hans Welzel will sich über die Hintergründe des anstehenden Postenwechsels nicht äußern. Erzürnt ist er allerdings über den Bericht einer Nürnberger Zeitung, in dem die Versetzung nach München als Strafaktion von Ministerin Beate Merk dargestellt wird. Welzel, so heißt es, habe sich nach einer Serie unliebsamer Zwischenfälle in der JVA den Zorn seiner obersten Dienstchefin zugezogen. „Das Eine hat mit dem Anderen nicht das Geringste zu tun“, versicherte Welzel dagegen gegenüber der AZ.
Filmreiche Ausbrüche und sexuelle Gewalt
Auch Ministeriumssprecher Stefan Heilmann kocht den Fall auf Sparflamme. „Es ist ja überhaupt noch nicht entschieden, ob er versetzt wird. Eine Entscheidung trifft der Ministerrat bei seiner nächsten Sitzung.“ Wann die stattfindet, konnte Heilmann nicht sagen. Die Versetzung als Strafaktion darzustellen, bezeichnete er jedoch als „wilde Spekulation“.
Besonders heftig war der Gefängnis-Chef nach dem Selbstmord eines Insassen in die Schusslinie geraten. Der JVA-Arzt, der beim Tod des Häftlings eine unrühmliche Rolle spielte und deshalb auch vor Gericht stand, erfreute sich lange Zeit der Rückendeckung Welzels. Kritiker meinen: zu lange! Mehrere filmreife Ausbrüche aus dem Gefängnis, sowie eine nur durch Zufall ans Tageslicht gekommene Vergewaltigung unter Gefangenen hatten ebenfalls viel Staub aufgewirbelt und Welzel in die Kritik gebracht. hr
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