Riesen-Ärger um Frankens größten Freizeit-Komplex

Pläne für Feriendorf beim Schloss Dennenlohe: Bis 2013 sollen für 250 Millionen Euro 800 Bungalows und eine Wasserwelt entstehen
von  Abendzeitung

Pläne für Feriendorf beim Schloss Dennenlohe: Bis 2013 sollen für 250 Millionen Euro 800 Bungalows und eine Wasserwelt entstehen

UNTERSCHWANINGEN Noch prägen Wälder, Äcker und ein üppiger Schlosspark die Region – aber schon bald könnte eine gewaltige Glaskuppel das Landschaftsbild in Süd-Mittelfranken bestimmen. Bis zum Jahr 2013 soll bei Ansbach ein Feriendorf mit 800 Bungalows und Erlebnisbad entstehen. Die überdachte „Wasserwelt“ mit tropischen Gärten, Whirlpools, Saunen und Restaurants ist als Zentrum der 150 Hektar großen Anlage geplant. Jetzt droht Riesen-Ärger um das Mega-Projekt.

Dabei konnte Investor Center Parcs auf den Rückhalt der meisten Politiker zählen. Denn diese hoffen auf neue Arbeitsplätze in der wirtschaftlich schwachen Region am Hesselberg. Naturschützer sehen die Pläne allerdings als „Verramschung“ des größten zusammenhängenden Waldgebiets im Landkreis Ansbach. Der unmittelbare Nachbar, der Dennenloher Schlossherr Robert Baron von Süsskind, hält die geplante Ivestition für eine „rundum tolle Sache“.

Das Projekt für 250 Millionen Euro am Stausee von Dennenlohe, einem Ortsteil der 900-Einwohner-Gemeinde Unterschwaningen, wäre der fünfte Standort von Center Parcs in Deutschland und der erste in Bayern. Das Einzugsgebiet würde bis nach Frankfurt, Stuttgart und München reichen, wie der Ansbacher Landrat Rudolf Schwemmbauer (CSU) hofft.

Der Kommunalpolitiker geht davon aus, dass die Gäste ihr Geld auch bei Gastronomen und Einzelhändlern außerhalb der Anlage ausgeben. Vor allem aber rechnet Schwemmbauer mit neuen Arbeitsplätzen. 800 Jobs verspricht Center Parcs. Das komme 350 bis 400 Vollzeitstellen gleich, sagt der Entwicklungschef des Unternehmens, Jan Janssen.

"Ghetto" oder All-Inclusive-Idyll?

Als „Ghetto“ bezeichnen dagegen Kritiker die geplante Anlage. Das Feriendorf sei als geschlossenes System angelegt, „wo die Leute alles geboten bekommen“, sagt etwa der Bechhofener Oskar Heß, der sich in der „Initiative zum Schutz der Heide“ engagiert. Nach seiner Einschätzung hat der Investor gar kein Interesse daran, dass die Gäste ihr Geld außerhalb der Anlage ausgeben. Denn Center Parcs wolle in dem Feriendorf eigene Restaurants und Läden anbieten.

Ähnliche Bedenken hatte es im niedersächsischen Bispingen gegeben, als dort vor mehr als 20 Jahren die Planungen fürs erste deutsche Feriendorf von Center Parcs mit 400 Häusern begannen. „Die Fremdenverkehrswirtschaft wird bald mit leeren Händen dastehen“, hatte der Naturschutzverband befürchtet.

Inzwischen hört sich das anders an: Die Gemeinde sei als Ferienort in der Lüneburger Heide bekannter geworden, teilt die Büroleiterin des Bispinger Bürgermeisters, Heike Kohlmeyer, mit. Auch finanziell profitiere Bispingen von dem Feriendorf – etwa durch zusätzliche Steuereinnahmen.

Trotzdem haben in Bayern der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) einen ganzen Katalog an Argumenten gegen die Feriendorf-Pläne zusammengestellt. In einem Positionspapier kritisieren die Naturschützer vor allem, dass die Center-Parcs-Anlage gleich neben Feuchtgebieten entstehen soll, die durch eine Naturschutz-Richtlinie der EU geschützt sind.

Gerade wegen der Lage in der Natur hat der Betreiber Center Parcs den Ortsteil Dennenlohe für sein jüngstes Projekt ausgesucht. Ursprünglich seien 70 Standorte in Bayern infrage gekommen, sagt Entwicklungschef Janssen. Doch keiner sei attraktiver als Dennenlohe, das auch mit seiner Nähe zum Fränkischen Seenland überzeuge. Naturschutz habe für Center Parcs höchste Priorität, versichert Janssen.

Mehr über das Konzept von "Center Parcs" lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 30. Dezember.

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