„Richtiges Fleisch – und gerne eine Grätsche“

Jacques Abardonado: Vom „Fehleinkauf“ zum Fan-Liebling. Viel ist nicht bekannt über den Franzosen. Deshalb bat ihn die AZ zum „Entweder-Oder-Interview“.
von  Abendzeitung
Vom Bankdrücker zum Überflieger: Jacques Abardonado, hier gegen Bayerns Lucio, kennt auf dem Platz keine Gnade.
Vom Bankdrücker zum Überflieger: Jacques Abardonado, hier gegen Bayerns Lucio, kennt auf dem Platz keine Gnade. © Rauchensteiner/Augenklick

NÜRNBERG - Jacques Abardonado: Vom „Fehleinkauf“ zum Fan-Liebling. Viel ist nicht bekannt über den Franzosen. Deshalb bat ihn die AZ zum „Entweder-Oder-Interview“.

In Nizza wurde Jacques Abardonado - sportlich – seines Lebens nicht mehr froh. Auch nach seinem Wechsel für 150000 Euro zum Club hatte der rustikale, 29-jährige Innenverteidiger Anlaufprobleme. Nun, nach drei Ligaeinsätzen und 189 Spielminuten, ist „Pancho“ eine feste Größe und Publikumsliebling.

Filmfestspiele oder Fußballfest?

Ich habe mich in Nizza nie für den Rummel um die Filmstars interessiert. Vielmehr ist es bei mir so, wie bei Obelix in den Asterix-Comics. Ich bin schon als Kind in einen Kessel gefallen – der Zaubertrank hieß Fußball. Côte d’Azur oder Playa del Birkensee?

Playa was? Birkensee?

Nie gehört, aber jetzt habe ich wenigstens schon mal davon gehört. Dennoch: Meerwasser und Sonne sind durch nichts zu übertreffen.

Zigeunerschnitzel oder Drei im Weckla?

Die hiesigen Würstchen sind lecker, ich bevorzuge aber „richtiges“ Fleisch.

Kabinettstückchen oder rustikale Grätsche?

Natürlich die Grätsche, eine meiner absoluten Stärken.

Küsschen für Ribéry oder Zinedine Zidane?

Beide sind herausragende Fußballer. Franck habe ich zuletzt bei unserem 1:1 gegen Bayern herzlich umarmt, das ist bei uns Franzosen normal. Zidane durfte ich einmal die Hand schütteln. Da spielte er noch bei Girondins de Bordeaux, ich bei Olympique Marseille.

Erste oder Zweite Liga?

Oberhaus, was sonst?

Playstation oder Poker?

Einige Kollegen spielen Karten, ich bin ein Videospiel-Junkie, fahre voll auf Autorennen ab.

0:0 oder 4:3?

Hauptsache gewonnen, egal wie.

Und jetzt in Stuttgart: Cacau oder Gomez?

Egal wer kommt, ich gebe immer mein Bestes.

Frédéric Antonetti oder Thomas von Heesen?

Über meinen Ex-Trainer in Nizza sage ich nichts. Die Antwort lautet ohnehin: Gernot Rohr. Er hat mich 2002 zu OGC geholt, ist wie ein Vater für mich geworden. Wir telefonieren noch immer regelmäßig.

Bengalische Feuer oder Konfettiregen?

Papierschnipsel von den Rängen finde ich klasse. Außerdem stinken die nicht, tun nicht in den Ohren weh und können niemanden verletzen.

Rock oder Oper?

Weder noch. Ich bevorzuge französische Chansons. Johnny Hallyday oder Charles Aznavour sind meine Favoriten.

Wein oder Weizen?

Bier, ganz klar. Das vertrage ich besser. Aber diese riesigen Krüge, die ihr habt sind doch eine Nummer zu groß für mich. Ich trinke nur eine Halbe.

Deutschkurs oder Wörterbuch?

Papier ist geduldig, da kann ich schnell nachschlagen, wenn mir ein Wort fehlt. Im Training helfen mir Javier Pinola und „Joe“ Mnari, die spanisch oder französisch sprechen. Zweimal pro Woche bekomme ich allerdings auch Unterricht.

Schienbeinschoner oder Mundschutz?

Beinschutz, denn Ellbogenchecks passieren zum Glück sehr selten. Die Schienbeinschoner sollten allerdings lieber meine Gegner tragen.

Sofa oder Kraftraum?

Eine Couch zum Entspannen. In den Kraftraum gehe ich nur, wenn es der Trainer sagt oder nach Verletzungen.

Porsche oder Peugeot?

Lieber den Franzosen. Ich mag keine protzigen Autos. Derzeit fahre ich einen Audi A4 Kombi, ein hübsche Familienkutsche.

Musterschüler oder Hinterbänkler?

Schule war nie so mein Ding. Aber ich habe auch von meinem Sitz, der tatsächlich immer weit hinten war, die Lehrer sehr gut verstanden. Mit 15 habe ich dann das Gymnasium abgebrochen, bin zu Olympique Marseille ins Jugendinternat. Das Risiko, ohne Ausbildung dazustehen habe ich unbewusst in Kauf genommen.

Hotel oder eigene vier Wände?

Endlich habe ich für meine Familie und mich ein Haus in Altstadt-Nähe gefunden. Nach dem Umzug, hatte ich aber ein großes Problem: Ich habe mich ständig verfahren. Ohne Navigationssystem wäre ich verloren gewesen.

Interview: M. Löser

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