Rettung aus größter Not
OBERAMMERGAU - Sie haben das Kletter-Paradies an der Notkarspitze überschätzt: Gleich vier Münchner mussten am Sonntag mit Hubschraubern gerettet werden.
Vier Eiskletterer aus München hat die Bergwacht Oberammergau am Sonntagabend an der Notkarspitze im Ammergebirge gerettet. Sie hatten sich beim Abstieg auf der Nordpfeil-Route verstiegen. Völlig durchgefroren und am Ende ihrer Kräfte setzten sie bei Einbruch der Dunkelheit schließlich per Handy einen Notruf ab.
Die vereisten Wasserfälle im Bereich der Notkarspitze sind ein ganz besonderes Naturphänomen, sie sind aber auch brandgefährlich. „Die Touren werden in zahlreichen Bergführern beschrieben“, erzählt Simon Huber von der Bergwacht Oberammergau, „doch den richtigen Abstieg zu finden, ist für Ortsunkundige gar nicht so leicht.“
Die geretteten Frauen wurden nur durch Zufall entdeckt
Eine 39-jährige Münchnerin und ihre Begleiterin (33) hatten die Tour offenbar gründlich unterschätzt. Östlich des Großkargrabens saßen sie in einem steil abfallenden Waldstück fest. Um so erleichterter waren die beiden, als sie bemerkten, dass bei einsetzender Dämmerung zwei Hubschrauber auf ihre Position zuhielten.
Die beiden Polizeimaschinen waren allerdings gar nicht auf der Suche nach ihnen. Ganz in ihrer Nähe, nur 500 Meter entfernt, saßen zwei weitere Eiskletterer fest. Auch der 28-Jährige und seine Freundin (30) aus München hatten sich verirrt und deshalb per Handy einen Notruf abgesetzt.
Mit Hilfe der Wärmebildkamera an Bord des Polizeihubschraubers gelang es den Rettern, zunächst die beiden Frauen zu orten. Als sie mit einer Seilwinde an Bord geholt wurden, bemerkte die Besatzung des zweiten Hubschraubers, dass ganz in ihrer Nähe ebenfalls jemand mit einer Taschenlampe Notsignale sendet. Die Besatzung nahm Kurs auf Lichtzeichen und stieß dabei prompt auf das Münchner Paar, das die Aktion überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte.
Ein skurriler Rettungseinsatz, der für alle Beteiligten glimpflich verlief: Keiner wurde ernsthaft verletzt. Nur eine der Frauen war leicht unterkühlt. Erst am Sonntag vor einer Woche war im selben Gebiet ein 38-jähriger Eiskletterer tödlich verunglückt. Der Herrschinger stürzte an einem vereisten Wasserfall 20 Meter in die Tiefe.
Ralph Hub
- Themen:
- Bergwacht