Retten reiche Scheichs unser Volksbad?
Es geht um einen zweistelligen Millionenbetrag – das Jugendstil-Gebäude ist als Standort für das Arabische Museum Nürnberg im Gespräch
NÜRNBERG Über 20 Jahre ist das Volksbad jetzt eine Bauruine. Seit das Wasser abgelassen wurde, weil sich die Stadt die Renovierung damals nicht leisten konnte, verfällt der Jugendstilbau (1911-1913) am Plärrer immer mehr. Doch jetzt sollen reiche Scheichs die Architekturperle wieder zum Glänzen bringen.
Das Volksbad soll zum Arabischen Museum werden, das seit einigen Jahren eine Initiative aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft in Nürnberg errichten will. „Wir haben eine Agentur in London eingeschaltet, die Gelder akquiriert. Wir hoffen dabei vor allem auf Großinvestoren aus arabischen Ländern“, so Anja Nadine Mayer vom Vorstand der Initiative. Klar ist damit: Im Rathaus hat man sich davon verabschiedet, dass das Volksbad irgendwann einmal wieder als Bad genutzt wird.
Im Jahr 2005 machte OB Ulrich Maly (SPD) das Volksbad zur Chefsache. Er wollte nach einer Lösung suchen, das Bad doch noch als solches nutzen zu können. Einer Investorengruppe, die in dem Gebäude einen Veranstaltungs- und Gastro-Tempel einrichten wollte, gab die Stadt damals einen Korb.
"Vielleicht ist ja ein Hamam Teil des Konzepts"
Den hat sie dann im vergangenen Jahr von dem Bäderunternehmen Kannewischer aus der Schweiz bekommen, das das Volksbad wieder fluten lassen wollte. „Die Sanierung wurde auf 25 Millionen Euro veranschlagt“, so Malys Volksbad-Beauftragter Michael Ruf zur AZ. Die Schweizer hätten gebaut, wollten aber mehr als die vereinbarten fünf Millionen Euro von der Stadt. Das Geschäft scheiterte. Folge: Das Volksbad wird trocken bleiben!
Mit 68.000 Kubikmetern umbauten Raum fände das Arabische Museum ausreichend Platz in den großen Hallen, die unter Denkmalschutz stehen. Jetzt müssen nur noch die geldgebenden Scheichs gefunden werden.
So ganz will Ruf die Badenutzung aber doch nicht aufgeben. Er hofft, dass sie wenigsten im kleinen Stil erhalten bleiben könnte: „Vielleicht ist ja ein Hamam Teil des Konzepts. Inhaltlich würde so ein türkisches Bad ja gut zum Bau passen!“
Michael Reiner
Mehr zum geplanten Arabischen Museum lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 20. Oktober
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