Rentner aus Fürstenfeldbruck in Kolumbien entführt
Die Brüder Uwe und Günther B. werden seit einigen Wochen von kolumbianischen Rebellen gefangen gehalten – jetzt gibt es ein Video von den Bayern, das von vor der Entführung stammt
FÜRSTENFELDBRUCK/BOGOTA - Sie sitzen hinter ihrem Jeep in Faltstühlen. Vor ihnen liegt Camping-Geschirr, Salz, ein Pfannenwender. Uwe und Günter Otto B. haben einen Teller auf den Knien. Sie essen Reis und reden. Es wirkt ganz entspannt, die Männer halten eine kurze Rast auf ihrer langen Reise.
Wahrscheinlich aber kommen sie hier nicht mehr so schnell weg: Denn Uwe und Günther B. sind keine Weltreisenden mehr. Sie sind jetzt Geiseln.
Kolumbianische Rebellen haben die Rentner entführt. Die Kämpfer der linksradikalen „Nationale Befreiungsarmee“ (ELN, 1500 Männer) halten die Bayern für Spione.
Jetzt ist ein Video aufgetaucht, das die zwei Männer vor der Entführung zeigt – es beweist: Sie stammen aus dem Kreis Fürstenfeldbruck! Hier geht's zum Video von Semana.com
Im Gespräch mit der Zeitung „Semana“ erzählt Uwe B., was sie in den Nordosten des Landes verschlagen hat: Vor eineinhalb Jahren hätten die beiden etwa 70 Jahre alten Männer beschlossen, in ihrem grünen Toyota-Diesel-Jeep die Welt zu bereisen.
Uwe B. spricht flüssig Spanisch. Sein Bruder, sagt er, wisse nur zwei Worte, eines davon sei „Bier“. 25 Länder hätten sie befahren – von Bayern aus immer nach Osten: Türkei, Irak, Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Tibet, China, Thailand, Singapur und Neuseeland bis Australien.
Von dort seien sie per Schiff nach Süd-Chile gereist. Ein Entführer fragt: „Wart ihr in Ushuaia (die südlichste Stadt Argentiniens, Anm.)? – „Ja, ja, Ushuaia!“. Uwe B. nickt.
Dann seien sie in ihrem Jeep mit Fürstenfeldbrucker Kennzeichen über Argentinien, Bolivien, Peru und Ecuador am 10. Oktober nach Kolumbien gekommen. Sie schliefen überall, sagt Uwe B.: in billigen Hotels, Dörfern oder da, wo sie die Nacht überrascht. Ihr Ziel sei Venezuela.
Ob sie so schnell freikommen, ist ungewiss: Laut ELN hätten die Brucker ihre Anwesenheit im Rebellengebiet nicht rechtfertigen können, „weshalb sie vorerst als Geheimagenten betrachtet werden“. Im 5:35-Minuten-Video sagt Uwe B., die Kolumbianer seien sehr freundlich. Dann sagt er lachend: „Augustiner – großes Bier“. Es sind die letzten Worte im Video.
Nachtrag: Wie mittlerweile bekannt wurde, stammt Uwe B. aus Gröbenzell. Sein Bruder lebt in Hessen.
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