Rendezvous mit Polen

Adresse für Genießer und Träumer: Der Kopernikus-Garten beim Krakauer Haus.
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In den Sonnenuntergang hineinträumen: Genießer im Wehrgang.
Berny Meyer 2 In den Sonnenuntergang hineinträumen: Genießer im Wehrgang.
Idyllische Lage zwischen Wehrgang und efeuüberwucherter Stadtmauer: Im Schatten eines riesigen Ahorns erstreckt sich der Kopernikus-Biergarten mit seinen rund 300 Plätzen.
Berny Meyer 2 Idyllische Lage zwischen Wehrgang und efeuüberwucherter Stadtmauer: Im Schatten eines riesigen Ahorns erstreckt sich der Kopernikus-Biergarten mit seinen rund 300 Plätzen.

Adresse für Genießer und Träumer: Der Kopernikus-Garten beim Krakauer Haus.

NÜRNBERG Das Pfannenschnitzel (7,90 Euro) lappt genüsslich übern Tellerrand. Die Brotzeitplatte (8,90 Euro) nährt mühelos eine mehrköpfige Tischrunde. Drei fränkische Bratwürste (6,90 Euro) feiern auf einem mit deftigen Wurstscheiben gespickten Sauerkrautbett ein nahrhaftes Rendezvous mit polnischem Küchenflair: Wer hier nur zum Biertrinken einläuft, ist selber schuld. Obwohl der Kopernikus-Biergarten als Nürnbergs beliebteste Zapfstelle für Qualität aus fränkischen Landbrauereien gilt, führt auch an seinem kulinarischen Angebot kein Weg vorbei: Der polnische Einschlag macht’s aus.

Und so nähert man sich dem Biergarten in der ehemaligen Zwingeranlage aus dem 16. Jahrhundert zwischen Stadtgraben und Wehrgang: Rein in den Turm, der im Erdgeschoss ein polnisches Reisebüro beherbert, Polen-Optik an den Wänden begleitet den Besucher zwei Stockwerke hoch – und schon pumpt er deftigen Küchen- und Bierdunst in die Lungen. Jetzt erst mal ein herbes helles Zywiec, das zischt eh weg wie nix. Nach der Bestellung der eigentlichen Grundlage aus der umfangreichen Speisenkarte (siehe Kasten) setzt man den ersten Krug Dunkelfränkisches, mindestens zwei Finger hoch schneeweiß schäumend, an die gespitzten Lippen.

Efeu-Dickicht als grüner Schutzwall

Aber von wegen altfränkische Bierdimpfl-Atmosphäre: Im altertümlichen Kopernikus-Biergarten unter dem weit ausladenenden Monster-Ahorn überwiegt ausgesprochen junger Charme – mindestens der von Junggebliebenen.

Warum hier das unverkennbare Flair polnischer Wirtschaft vorherrscht, hat seinen ganz besonderen Grund. Unterm Dach des alten Wehrturms haben seit 1995 alle Aktivitäten ihren Sitz, die sich mit der lebhaften Städtepartnerschaft Nürnberg-Krakau beschäftigen. Der zum alten Tratzenzwinger gehörende Turm heißt deshalb seitdem einfach „Krakauer Haus“. Wo früher Nürnbergs wehrhafte Soldateska mit den schlecht geölten Kettenhemden martialisch klirrte, hört man heutzutage lediglich das erfreuliche Klappern friedlicher Essbestecke und das zarte Klirren von Gläsern und Krügen beim Anstoßen. Und gegen den Verkehrslärm von der vierspurigen Ringstraße wirkt das Efeu-Dickicht über der Mauer wie ein grüner Schutzwall.

Doch wem es geglückt ist, einen der kleinen Tische im Wehrgang zu ergattern, darf sich wie im Paradies fühlen: Der Blick schweift übern Rand des Bierkruges die Pegnitz entlang und hinauf bis zur Burg – und aus dem blutroten Sonnenuntergang naht jeden Abend, pünktlich um 20.43 Uhr, ein Geschwader schnatternder Wildgänse auf seinem Heimflug an den Wöhrder See...

Johannes Härtel

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