Reisinger: Zurück zu 1860? Nein danke!

Fürths Stürmer trifft am Sonntag auf seinen Ex-Klub und behauptet keck: „Das leichteste Spiel des Jahres“
AZ: Sie haben zuletzt 1:5 in Osnabrück gespielt. Herr Reisinger, was ist dran an dem Spruch: „Greuther Fürth – die Unaufsteigbaren"?
STEFAN REISINGER: Solange wir den Aufstieg nicht geschafft haben, trifft dieser Spruch leider zu. Für die Außenstehenden sieht das so aus, dass wir immer vor der Ziellinie verkrampfen.
Ist das etwa anders?
Sie müssen auch mal sehen, was wir für ein Budget zur Verfügung haben. Wir bewegen uns da im unteren Drittel der Liga, haben im Schnitt 5000 Zuschauer. Geht's danach, ist unser dritter Platz derzeit eine Sensation. Aber wir wollen mehr.
Immerhin läuft's für Sie persönlich ziemlich gut. Elf Saisontore und sieben Assists schafften Sie bereits.
Mein Traum bleibt die Bundesliga. Ich habe meine Ernährung umgestellt, ein paar Kilo abgenommen und meine Einstellung geändert.
Inwiefern?
Ich setze mich nicht mehr so unter Druck wie früher. Das war immer mein größtes Problem.
Am Sonntag geht es für Sie gegen Ihren Ex-Klub 1860.
(lacht) Das ist doch das leichteste Spiel des Jahres. Für mich hat das Spiel eine große Bedeutung, da ist Brisanz drin. Ich war ja selbst mal ein Löwe und bin mit diesem Verein aufgewachsen. Falls ich spielen kann, will ich natürlich wieder ein Tor schießen. Das letzte Mal, als ich gegen die Löwen spielte sind mir ja zwei Tore gelungen.
Wieso haben Sie's bei 1860 eigentlich nicht gepackt?
Ich habe mich bei 1860 nie wohl gefühlt, am Ende glich mein Abgang sicherlich ein bisschen wie eine Flucht. Meine Zeit bei 1860 war wie im Zirkus. Trainer Reiner Maurer wurde auf Platz vier entlassen, das ist doch bizarr. Und dann habe ich schnell erkannt, dass man bei 1860 mit der neuen Konstellation Schachner/Reuter keinen Erfolg haben kann.
Sie reden nicht gut über Ihren ehemaligen Arbeitgeber.
Der Verein wird wohl nie zur Ruhe kommen. Dabei hätte er so großes Potenzial. Für die tollen Fans tut's mir leid, dass sie so leiden müssen.
Einer, der wieder Schwung reingebracht hat bei 1860, ist Uwe Wolf: Er ist als Interimstrainer des TSV 1860 noch unbesiegt.
Was ich bislang von ihm gesehen habe, hat mich begeistert. Das ist ein Trainer, der zu 1860 passt. Er bringt Begeisterung und Leidenschaft hinein. Das ist das, was Spieler sehen wollen. Für mich ist Wolf ein Abziehbild von Erfolgscoach Werner Lorant.
Sollte Sie noch einmal in Ihrer Karriere ein Angebot von 1860 erreichen, was machen Sie dann?
Eine Rückkehr zu Sechzig würde nichts bringen. In den letzten drei Jahren stand ich mit Fürth immer vor 1860 - und wenn ich nochmal wechsle, dann will ich mich ja verbessern. Interview: Oliver Griss