Reisinger im Abseits

FÜRTH - Fürths Top-Torjäger: Seine Probleme mit dem Trainer und den Kollegen. Dabei sind es weniger sportliche Gründe, die den Coach an seinem Stoßstürmer zweifeln lassen. Zwischen Labbadia und Reisinger passt es einfach menschlich nicht.
Noch ist nichts verloren im Ronhof. Die vier Punkte, die den Fürthern aktuell zu einem Aufstiegsplatz fehlen, haben schon ganz andere Mannschaften noch aufgeholt. Aber dafür müssen am Freitag gegen die Löwen Tore her. Und daran hapert es derzeit bei den Kleeblättern.
Zwischen Labbadia und Reisinger passt es menschlich nicht
Eigentlich hätte Trainer Bruno Labbadia mit Stefan Reisinger (26) sogar einen Kandidaten, der die Dinger reinhaut. Aber in den letzten fünf Spielen kam Fürths Top-Torjäger (10 Treffer bislang) vier Mal nur als Joker zum Einsatz, und selbst als er beim Grottenkick gegen Jena von Anfang an ran durfte, wurde er in der 46. Minute wieder vom Platz beordert. Dabei sind es weniger sportliche Gründe, die den Coach an seinem Stoßstürmer zweifeln lassen. Zwischen Labbadia und Reisinger passt es einfach menschlich nicht.
Besonders deutlich wurde das Zerwürfnis beim Match gegen Köln Ende Februar. In der 72. Minute eingewechselt, gelang Reisinger der Ausgleich und es folgte gegenüber dem Trainer eine Geste (Finger auf die Lippen). Dafür brummte der Verein Reisinger Strafe von 2000 Euro auf.
Fragen beantwortet nur noch der Trainer
Seitdem herrscht Funkstille zwischen Trainer und Stürmer. Alle Fragen zu seiner Zukunft, auch zur Partie gegen München, beantwortet Reisinger nur mit einem genervten „zu dem Thema sag’ ich nichts mehr, da müssen Sie den Trainer fragen“.
Einer, der Brunos Problemkind gut kennt, ist Vizepräsident Edgar Burkart. Er hatte 2001 den gebürtigen Landshuter als 19-Jährigen nach Franken gelotst. „Für die Amateure mit Perspektive zu den Profis“, so Burkart. 2003 zog es Reisinger für zwei Spielzeiten nach Burghausen (25 Tore) und zwei Jahre später zu den Löwen (kein Treffer), ehe er dann letzte Saison nach Fürth zurückkehrte. In sechs Jahren hat Reisinger also den Sprung zu den Profis geschafft, aber charakterlich hat sich laut Kleeblatt-Urgestein Burkart nicht viel getan.
Der Junge ist "wahnsinnig ehrgeizig"
„Stefan ist privat ein netter Kerl, aber wenn er aufs Spielfeld geht, ist er nur noch auf sich fokussiert.“ Der Junge sei „wahnsinnig ehrgeizig“. Vielleicht zu ehrgeizig?
Denn auch in der Mannschaft eckt Reisinger mit seiner ambitionierten Art an. Sprüche wie „den hätt’ ich rein gemacht“ wenn einer daneben semmelt oder „warum spiel’ ich nicht“ kommen bei den Kollegen nicht gut an.
Gut möglich, dass der Hitzkopf aber trotz aller Querelen morgen stürmen darf. Denn Labbadias Alternativen sind derzeit sehr begrenzt. Beim Extra-Schusstraining gestern, durfte sich Reisinger zumindest schon mal warm schießen.
Krischan Kaufmann