Reiseverkehr immer noch weit von der Normalität entfernt

In der kommenden Woche beginnen in mehreren Bundesländern bereits die Sommerferien - doch von Urlaubsnormalität ist trotz der Aufhebung der Reisewarnungen für 27 Länder nichts zu spüren.
von  dpa

München (dpa/lby) - Kurz vor Beginn der Sommerferiensaison ist der Urlaubsverkehr ungeachtet der aufgehobenen Reisewarnung für 27 europäische Länder nach wie vor weit von der Normalität entfernt. Am Münchner Flughafen starten und landen ab dieser Woche zwar mittlerweile täglich etwa 200 Maschinen, darunter 150 Passagierflüge, wie ein Sprecher am Montag sagte. Angeflogen werden auch wieder Urlaubsziele wie Thessaloniki, Antalya und Lissabon. Doch üblich in den Sommermonaten waren am Münchner Flughafen ehedem 1100 bis 1200 Flüge am Tag. In Memmingen und Nürnberg wird der Flugverkehr ebenfalls ausgebaut, wenn auch Vorkrisenverhältnisse bislang nicht in Sicht sind.

Die Bundesregierung hob am Montag die coronabedingten Reisewarnungen für 27 europäische Staaten auf, doch für 160 Länder auf allen Kontinenten gilt sie nach wie vor. Am 25. Juni beginnen in mehreren Bundesländern die Sommerferien, Anfang Juli startet auch für die Niederländer die Feriensaison.

Nach wie vor überhaupt nicht angeflogen werden derzeit Ost- und Südasien. Der erste Münchner Flug in Richtung Fernen Osten ist für den 22. Juni in die südkoreanische Hauptstadt Seoul vorgesehen. Zum 1. Juli wollen viele Fluggesellschaften ihr Angebot ausweiten, wie der Münchner Flughafensprecher sagte. Dann werden von München aus etwa 90 Flugziele erreichbar sein, in etwa zwei Drittel des Vorkrisenangebots.

In Nürnberg gibt es ab dieser Woche wieder tägliche Verbindung nach Amsterdam, einem wichtigen Drehkreuz für internationale Flüge, wie ein Flughafensprecher sagte. Ab Ende Juni, Anfang Juli werden auch eine Reihe klassischer Urlaubsziele von Franken aus angeflogen, darunter die Kanaren, die griechischen Inseln und Mallorca.

In Memmingen startet und landet derzeit nur eine einzige Fluggesellschaft, die ungarische Wizz Air. Die irische Ryanair will ihren Flugbetrieb in Memmingen zum 1. Juli wieder aufnehmen, wie eine Sprecherin des Allgäuer Flughafens sagte.

Die finanziell in Bedrängnis geratenen Fluggesellschaften hoffen auf eine baldige Belebung der Nachfrage. "Wir sind froh, dass Fliegen wieder möglich ist", sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Die größte deutsche Fluggesellschaft macht zur derzeitigen Auslastung ihrer Maschinen keine Angaben, betont aber, dass Fliegen sicher sei: "Wir haben noch keinen einzigen Fall einer Infektion an Bord gehabt." Sowohl am Boden als auch in der Luft gelten für Passagiere und Personal weiter umfangreiche Hygienevorschriften.

Auch auf den Autobahnen war am Montag von einer schlagartigen Zunahme des Verkehrs nichts zu spüren. Das Verkehrsaufkommen hat aber im Laufe der vergangenen Wochen schon wieder zugenommen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd sagte. Staus könnte es nach Einschätzung der Polizei möglicherweise ab Mitte bis Ende nächster Woche mit dem Start der Sommerferiensaison geben.

Die Reisebusunternehmer in Bayern klagen angesichts der Lockerungen der Corona-Beschränkungen über Diskriminierung. "Wir haben in Bayern nach wie vor Regelungen, die Busreisen unmöglich machen", sagte am Montag Stephan Rabl, der Geschäftsführer des Landesverbands bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). Konkret geht es um die Vorschrift, dass für Fahrgäste in Reisebussen 1,5 Meter Abstand gelten muss, außerdem dürfen die Unternehmen keine Buchungen von Gruppen annehmen, sondern nur von Einzelreisenden. "Damit ist eine Auslastung von maximal 20 Prozent möglich", sagte Rabl.

Die Reisebusunternehmen sehen sich diskriminiert, weil für Linienbusse, Eisenbahn und Flugzeug keine vergleichbaren Beschränkungen gelten - dort dürfen die Passagiere auch enger sitzen. Mitgliedsunternehmen des Verbands haben vor dem Verwaltungsgericht in Augsburg und dem Verwaltungsgerichtshof in München geklagt.

"Wir werden in diesem Jahr nicht ansatzweise wieder zu den Verhältnissen kommen, wie wir sie vor Corona hatten", sagte Rabl. Am Mittwoch ist in Berlin eine Kundgebung des Bundesverbands der Busunternehmer mit etwa 500 Reisebussen geplant. "Wir werden aus Bayern daran mit 50, 60 Fahrzeugen teilnehmen."

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