Reif(en) für den Wechsel - sonst kann's teuer werden!

Polizei rät vor allem Vielfahrern zu Winterreifen, es drohen empfindliche Strafen. Und die Ver- sicherungen zahlen oft auch nicht...
NÜRNBERG Querstehende Lastwagen, durchdrehende Autoreifen, jede Menge Staus – und mindestens drei Tote. Der Wintereinbruch hat zum Wochenanfang in Bayern vor allem diejenigen erwischt, die es nicht mehr rechtzeitig zu ihrem Reifenhändler geschafft haben. Im Nürnberger Stadtgebiet blieben die ganz großen Unfälle am Montagmorgen dagegen aus: „Die meisten Autofahrer haben sich auf die winterlichen Verhältnisse gut eingestellt“, stellte Axel Arnold vom ADAC Bayern fest.
Allerdings: Wer zu den 20 Prozent gehört, die noch nicht mit Winterreifen fahren, dem drohen ernste Konsequenzen bei einem Unfall.
Zwar gibt es in Deutschland keine generelle Winterreifen-Pflicht – aber Strafen, wenn man ohne richtige Bereifung einen Unfall baut. Denn trotzdem ist bei einem Kfz die Ausrüstung den Wetterverhätnissen anzupassen, so verlangt’s der Gesetzgeber: Wer ohne Winterreifen bei Schnee oder Schneematsch unterwegs ist, muss 20 Euro Geldbuße zahlen. Verursacht der Autofahrer eine Behinderung – etwa, wenn er eine Steigung nicht hinauf kommt, und andere Verkehrsteilnehmer dabei behindert – dann sind 40 Euro und eine Punkt fällig.
50 bis 75 Prozent Mitschuld vor Gericht
Noch weit empfindlichere Strafen sind denkbar, wenn es aufgrund der schlechten Bereifung zum Unfall kommt. Denn dann kann dem Fahrer vorgeworfen werden, dass er den Unfall durch grobe Fahrlässigkeit verursacht hat.
Verschiedene Gerichtsurteile haben zudem Pkw-Lenkern, die mangelhafte Reifen hatten, zwischen 50 und 75 Prozent Mitschuld zugewiesen, obwohl sie ansonsten fehlerfrei fuhren.
Auch Versicherung können im Schadensfall die Zahlung verweigern, falls der Fahrer mit Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen einen Unfall baut. Das gilt zwar nicht für die Haftpflicht-Versicherung, also die Versicherung, die den Schaden der anderen Verkehrsteilnehmer bezahlt – die springt immer ein – wohl aber für die Kasko-Versicherung. Stellt die nämlich grobe Fahrlässigkeit fest, kann sie die Zahlung verweigern. Und der Unfallverursacher bleibt auf seinem Schaden sitzen.
Die Polizei Nürnberg rät deshalb Vielfahrern, Winterreifen zu montieren. Ein Polizeisprecher: „Denn man kann ja nicht am Morgen, wenn Schnee liegt, beschließen, dass man heute nicht zur Arbeit fährt.“ Und die Fahrt mit Sommerreifen ist gefährlich und kann teuer werden. Bei den Reifenhändlern jedenfalls sind noch Kapazitäten frei.