Reichsbürger: Rätsel um Waffenkisten des Polizistenmörders

Der Reichsbürger, der vergangene Woche einen Polizisten erschossen hatte, hat offensichtlich mehr als 30 Waffen gehortet. Bereits am Montag wurden zufällig mehrere Kisten mit Munition an einem Waldstück gefunden – doch wer brachte sie dort hin?
von  dpa/AZ
Die Wohnung des Reichsbürgers. Nicht alle seine Waffen wurden dort gefunden.
Die Wohnung des Reichsbürgers. Nicht alle seine Waffen wurden dort gefunden. © dpa

Rednitzhembach - Mehrere Kisten mit Munition sowie mehrere Waffen des Reichsbürgers aus Mittelfranken sind im Landkreis Roth entdeckt worden - etwa 20 Kilometer vom Tatort entfernt. Bereits am Montagmorgen habe ein Zeuge zwischen Rednitzhembach und Schwanstetten den "Zufallsfund" gemacht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag in Nürnberg. Über seine Waffenbesitzkarte hätten die Langwaffen zweifelsfrei dem 49 Jahre alten Reichsbürger zugeordnet werden können.

Der Mann hatte am Mittwoch vergangener Woche bei einer Razzia in seinem Haus in Georgensgmünd auf mehrere Polizisten geschossen. Dabei traf ein Schuss einen 32 Jahre alten Beamten tödlich. Drei weitere Beamte wurden zum Teil schwer verletzt.

Wie viel Munition und wie viele Langwaffen genau nun gefunden wurden, wollte die Sprecherin nicht sagen. Die Waffen waren auf einem Kistendeckel abgelegt. Der 49-Jährige habe rund 30 Waffen besessen, sagte die Sprecherin - jedoch nur ein Teil davon sei bei der Razzia in seinem Haus sichergestellt worden.

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Die Kisten waren nicht versteckt - wer brachte sie dorthin?

Die Polizei gehe davon aus, dass die Kisten und Waffen erst kurz vor dem Fund am Montagmorgen dort abgestellt wurden. "Die Kisten waren nicht zu übersehen", sagte die Sprecherin. Sie seien nicht versteckt gewesen. Andernfalls wären sie wohl schon früher entdeckt worden.

Der 49-Jährige könne die Kisten daher nicht selbst an den Fundort gebracht haben, denn er wurde am Tag der Razzia festgenommen. Inzwischen sitzt er unter anderem wegen Mordes in Untersuchungshaft. "Das muss jemand anders dort abgestellt haben", sagte die Sprecherin. Die Ermittler suchen nun dringend nach Zeugen, die in den frühen Morgenstunden des 24. Oktober am Fundort verdächtige Menschen oder Fahrzeuge gesehen haben. Die Kisten wurden an einer Kreisstraße am Waldrand in der Nähe des Main-Donau-Kanals gefunden.

An diesem Samstag findet in Nürnberg ein Gedenkgottesdienst für den getöteten Polizisten statt. Zu Beginn des Gottesdienstes soll die Arbeit der Einsatzkräfte in Bayern eine Minute lang ruhen. Auch Kollegen aus Berlin und Baden-Württemberg nehmen an der Schweigeminute teil.

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