Regensburg: Festnahme im Fall Maria Baumer - Verlobter in U-Haft

Der Fall Maria Baumer hatte für Schlagzeilen gesorgt. Die Frau war 16 Monate vermisst worden, ehe Pilzsammler ihre Leiche in einem Wald entdeckten. Jetzt gibt es eine Festnahme.
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Maria Baumer wurde 2013 tot aufgefunden.
AZ-Archiv Maria Baumer wurde 2013 tot aufgefunden.

Über sieben Jahre nach dem Verbrechen ist nun klar: Die Studentin Maria Baumer (†26) hatte ein starkes Beruhigungsmittel im Blut. Christian F. sitzt wieder in U-Haft, er soll im Internet nach "Der perfekte Mord" gegoogelt haben.

Regensburg - Die Ermittler wissen nicht, wie Maria Baumer aus der Oberpfalz ermordet wurde. Aber sie wollen wissen, wer die damals junge Frau umgebracht hat. Über Jahre sammeln sie Indizien, die einem Ermittlungsrichter schlussendlich reichen, ihren ehemaligen Verlobten erneut in Untersuchungshaft zu bringen. Er saß als Verdächtiger in diesem Fall schon einmal hinter Gittern.

Fall Maria Baumer: Verlobter erneut in Haft

Es ist einer der mysteriösesten ungeklärten Fälle im Freistaat: An Pfingsten 2012 verschwindet die 26-jährige Maria Baumer aus einem kleinen Ort im Landkreis Schwandorf spurlos.

Sie hatte gerade ihr Studium der Geoökologie beendet und zu arbeiten begonnen, wollte bald heiraten. Wenige Tage zuvor war sie zur Vorsitzenden der Katholischen Landjugendbewegung gewählt worden.

Über ein Jahr später werden ihre sterblichen Überreste von Pilzsammlern gefunden. In einem Waldstück bei Regensburg. Schnell gerät Baumers Verlobter Christian F. (heute 35) ins Visier der Ermittlungen. Er selbst hatte Maria als vermisst gemeldet und war bei "Aktenzeichen XY" mit der Schwester der Toten aufgetreten, hatte ihren Verlobungsring gezeigt – und stets bestritten, etwas mit dem Verschwinden seiner Verlobten zu tun zu haben.

Verlobter gilt als dringend tatverdächtig

Nach wenigen Wochen in Untersuchungshaft kommt F. wieder frei, es bestehe kein dringender Tatverdacht.

Und nun die überraschende Wende: Im Juli dieses Jahres sind die Ermittlungen wieder aufgenommen worden, erklärt Staatsanwalt Thomas Rauscher bei der gestrigen Pressekonferenz in Regensburg – und nun sitzt der ehemalige Verlobte Christian F. doch wieder im Gefängnis. Er gilt als dringend tatverdächtig.

Mit neuen technischen Methoden wurden die sterblichen Überreste von Maria Baumer untersucht. Der Durchbruch: In ihren Haaren und an ihrer Kleidung kann Lorazepam nachgewiesen werden – ein starkes Beruhigungsmittel.

Tatverdächtiger googelte nach "Der perfekte Mord"

Hat sie das Medikament freiwillig genommen? Darauf gibt es keinerlei Hinweise, sagt der Staatsanwalt.

Und es wird noch schlimmer: Auswertungen des Computers von Christian F. ergeben, dass er Internetrecherchen angestellt und nach "Lorazepam letale Dosis" und "Der perfekte Mord" gegoogelt hatte. Sein Verteidiger argumentierte 2018 noch damit, der Beschuldigte, ein Krankenpfleger, habe diese Begriffe wegen seines Medizinstudiums in die Suchmaschine eingetippt.

Brisant: F. stand bereits 2016 vor Gericht. Unter anderem wurde ihm schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen, er gab die Übergriffe auf zwei Domspatzen-Schüler zu. Damals räumte er auch ein, einer ehemaligen Patientin des Bezirksklinikums Beruhigungsmittel in einem Tee aufgelöst und eingeflößt zu haben. Das Medikament: Lorazepam.

Maria Baumer: Spaziergänger finden Skelett im Wald

Auch die zwei angeblichen Telefonate, die F. nach Marias Verschwinden noch mit ihr geführt haben soll, gab es nicht, haben die Auswertungen der Verbindungsnachweise ergeben, erklärt der Staatsanwalt.

Damals sagte F., in den Gesprächen hätte die 26-Jährige gesagt, sie wolle sich eine Auszeit nehmen. Sogar auf dem Jakobsweg war damals nach ihr gesucht worden – bis Spaziergänger das Skelett im Wald fanden. Auch ein Spaten, den Ermittler beim Skelett Baumers fanden, belastet den Verdächtigen. Nach Angaben Rauschers sei dieser baugleich mit einem, den der Mann drei Tage vor dem Verschwinden in einem Baumarkt gekauft hatte.

Was sich heute nicht mehr aufklären lässt, ist laut Rauscher die Frage, ob Maria Baumer an dem Betäubungsmittel selbst starb oder ob sie damit beruhigt und dann getötet wurde. Die Todesursache konnte schon beim Auffinden des Skeletts nicht mehr festgestellt werden.

Staatsanwaltschaft schreibt schon an der Anklage

Am Montag seien die Wohnungen seines Mandanten, die von dessen Mutter und eines Bruders durchsucht worden, sagte der Verteidiger des Verlobten, Michael Haizmann. Dabei ging es darum, verschwundene Gegenstände von Maria Baumer zu finden. Besonders für ein Kreuz interessieren sich die Ermittler, das die Frau stets bei sich hatte. Entsprechende Funde hätten die Beamten nicht gemacht, sagt Staatsanwalt Rauscher. Aber Datenträger seien sichergestellt worden.

Seit Mittwoch sitzt der Mann wieder in Untersuchungshaft. Er schweigt. Der Vorwurf der Ermittler laute auf Mord mit den Merkmalen der Heimtücke und niedriger Beweggründe. Im Jahr 2013 hatte der Rechtsanwalt seine Haftbeschwerde vor allem auf zwei Säulen gestützt. "Es konnte nicht festgestellt werden, ob die Frau umgebracht wurde. Die Umstände ihres Todes sind gänzlich unbekannt", sagte Haizmann damals. Zudem habe das Motiv gefehlt: "Die beiden hatten eine harmonische Beziehung und wollten heiraten." Mit ihrem Verlobten hatte Baumer zusammengelebt. Am Tag, an dem die Einladungen zur Hochzeit verschickt werden sollten, verschwand die 26-Jährige. "Bei solchen Fällen wird nie aufgegeben", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Regensburg, Clemens Prokop. Die Staatsanwaltschaft schreibt schon an der Anklage.

Lesen Sie hier: Fall Maria Baumer - Anwalt legt Haftbeschwerde ein

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