Regen, Trümmer, Schlamm: Die Bilder der Flut-Katastrophe
Triftern/Simbach - Das Wasser kam schnell und heftig. Nach stundenlangem Dauerregen ist am Mittwoch im Südosten Bayerns Hochwasser-Katastrophenalarm ausgelöst worden. Flüsse und Bäche traten ungewöhnlich rasant über die Ufer, die Flutwelle riss Autos und Bäume mit sich. Vielerorts stand das Wasser meterhoch in den Straßen. Viele Häuser waren komplett eingeschlossen, die von den Wassermassen überraschten Bewohner mussten mit Hubschraubern gerettet werden.
Das Landratsamt Rottal-Inn rechnete mit Schäden im zweistelligen Millionenbereich, mittlerweile beläuft sich die Zahl der Todesopfer auf fünf. In Bayern ist es das zweite schlimme Hochwasser binnen weniger Tage. Erst rund 72 Stunden zuvor hatten Überschwemmungen in Mittelfranken im Großraum Ansbach große Schäden angerichtet. Die Aufräumarbeiten dort dauern immer noch an.
Unwetter-Liveblog: Überflutungen in Niederbayern
Lage in vielen Gemeinden dramatisch
Auch wenn es zuvor eine Unwetterwarnung gegeben hatte, war das Ausmaß des Hochwassers in Niederbayern doch überraschend: "Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet", sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Pfarrkirchen. So sah es auch Emil Bumberger von der Polizei in Pfarrkirchen: "Es herrscht Land unter. Die Wassermassen kamen sehr schnell."
In vielen Gemeinden war die Lage dramatisch. In Simbach am Inn wälzte sich ein reißende, schlammig-braune Flutwelle durch den Ort. Eine Asylbewerberunterkunft in einer ehemaligen Turnhalle wurde geräumt. Rettungskräfte berichteten, dass Lastwagenfahrer auf der Bundesstraße 12 auf die Dächer ihrer Fahrzeuge geklettert waren, weil sie Angst hatten, von den Fluten davon geschwemmt zu werden.
Auch die Polizei war betroffen - die Beamten mussten ihre Dienststelle verlassen. "Da steht das Wasser meterhoch", sagte ein Polizeisprecher. Land unter auch am Grenzübergang zum österreichischen Braunau: Eine Brücke war komplett überspült.
Ähnlich sah es in Triftern aus. "Die Situation hat sich in den letzten Stunden dramatisch zugespitzt. Der ganze Ortskern wurde von dem Altbach überspült", sagte Bürgermeister Walter Czech (CSU). In dem Ort saßen 250 Kinder in einer Schule fest, weil die Zufahrtswege nicht passierbar waren. "Zum Glück liegt das Gebäude aber auf einem Berg. Vielleicht müssen die Kinder aber die Nacht in der Turnhalle verbringen", erklärte Czech.
Augsburger Schulklasse von Unwetter überrascht
Glück im Unglück hatte eine Schulklasse aus Augsburg, die mit zwei Lehrern und einem Begleiter unterwegs war. Die Siebtklässler waren während einer Bootstour auf dem Schwarzen Regen in Niederbayern vom Unwetter überrascht worden. Bei Dauerregen und heftiger Strömung wurden ihre Kähne auseinandergetrieben. Ein Teil der Gruppe gelangte ans Ufer, die anderen retteten sich auf eine Insel. Die Wasserwacht brachte die verstörten Schüler in Sicherheit, ein Mädchen erlitt einen Schock, ein anderes eine Unterkühlung.
Neben zahlreichen Feuerwehren eilte auch die Wasserwacht ins Katastrophengebiet. "Alles, was wir verfügbar haben, ist im Einsatz", hieß es vom Polizeipräsidium Niederbayern. Polizisten seien von Grenzübergängen abgezogen worden. Auch auf österreichischer Seite herrsche Alarmbereitschaft. Die Vorsorge ist nicht unbegründet: Mit Sorge beobachteten viele Gemeinden die Pegelstände im Einzugsgebiet des Inns.
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) sagte unterdessen Unterstützung zu: Der Freistaat werde bei der Regulierung der Schäden "schnell und unbürokratisch helfen", sagte er der "Passauer Neuen Presse".
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