Redeverbot für Günther Beckstein
NÜRNBERG - Eklat bei einer Demo gegen die Schulpolitik: Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) rastete bei einer Rede in seiner Heimatstadt Nürnberg aus.
Beckstein schrie ins Mikrophon und beleidigte die Demonstranten – so lange, bis die Organisatorin Marianne Werzinger ihm das Mikrophon wegnahm!
Was hatte den Ministerpräsidenten so aufgebracht? „Man wusste gar nicht, warum er plötzlich so aggressiv wurde“, sagt Ursula Walther vom Bayerischen Elternverband.
Freilich war der Auftritt auf der Bildungs-Demo für Beckstein kein leichtes Heimspiel. „Freistundenstaat Bayern“ stand auf Plakaten. Und: „Stell’ dir vor, es ist G8 und keiner blickt durch.“ Als Beckstein vor den rund 2500 Demonstranten begann, die Bildungspolitik im Freistaat zu loben, gab es Pfiffe und Buhrufe. Das war wohl zu viel Kritik für den Ministerpräsidenten.
Lautstark lästerte er los
Lautstark lästerte er los. Die Veranstaltung sei eine „linke Demonstration“. Die Teilnehmer würden ihn „unfair und unanständig“ behandeln. Und sollten sich – Marianne Werzinger traute ihren Ohren kaum – erst einmal selbst bilden. „Ich musste ihm das Mikro entziehen, sonst hätte das noch ein schlimmeres Ende genommen“, ist die Organisatorin sicher. Sie widersprach den Vorwürfen des aufgebrachten Redners. Eine linke Veranstaltung? Rund 30 Organisationen hatten zu der Demo aufgerufen, darunter auch CSU-nahe Verbände.
Beckstein wollte zunächst gar nicht zu der Demonstration kommen, er hatte sogar schon abgesagt. Doch dann überlegte er es sich noch einmal anders – eine Entscheidung, die er zumindest zeitweise bedauert haben dürfte: Denn nach seinem Ausbruch sah sich Beckstein einem Meer an buhenden Menschen gegenüber.
Eines Ministerpräsidenten unwürdig
„Das Ganze war eines Ministerpräsidenten unwürdig“, kommentierte Bayerns SPD-Chef Franz Maget, der ebenfalls zu der Demonstration gekommen war. „Professionell war das auf jeden Fall nicht“, fand auch Ursula Walther vom Elternverband.
Nachdem er das Mikro zurückerhalten hatte, gelang es Beckstein allerdings, die Wogen etwas zu glätten. Er räumte ein, dass Verbesserungen des Schulsystems notwendig seien: „Jawohl, wir haben zu große Klassen.“ Insgesamt würden 7500 zusätzliche Lehrer benötigt. Der Ministerpräsident versprach, jedes Jahr 1000 Lehrkräfte neu einzustellen. Dafür gab’s am Ende sogar noch Applaus.
Julia Lenders