Razzia im Kloster

WÜRZBURG - Auf Anordnung eines Würzburger Richters stellten Polizeibeamte auf der Suche nach geklauten Pornos das weltberühmte Benediktiner-Kloster Maria Laach (Rheinland-Pfalz) auf den Kopf. Die peinliche Durchsuchungsaktion in dem altehrwürdigen Gemäuer hatte ein Pater (49) eingebrockt, der beim Klauen in einem Würzburger Sex-Shop erwischt worden war.
Technisch scheint Pater A. voll auf der Höhe zu sein. Deshalb interessierten ihn auch nur hochwertige DVDs, als er in dem Sex-Shop in der Würzburger Theatergasse kurz vor Weihnachten lange Finger machte. Mit dem siebten Gebot (Du sollst nicht stehlen) war das aber genauso wenig in Einklang zu bringen wie mit den Moralvorstellungen, die man bei einem Benediktiner-Pater vermutet. Denn auf den Datenträgern, die er sich heimlich in die Jackentasche geschoben hatte, ging es richtig heftig zur Sache. Schwulen-Pornos von der ganz harten Sorte waren darauf zu sehen.
Die dunkle Seite seines priesterlichen Lebens hinter den dicken Klostermauern wäre wohl nie ans Tageslicht gekommen, wenn er die glitzernden Scheiben ordentlich bezahlt oder sich zumindest beim Klauen nicht hätte erwischen lassen. Dass der in dezenter Straßenkleidung zwischen den Regalen des Sex-Shops stehende Mann ein Pater war, ahnte die Verkäuferin nicht. Das erfuhr sie erst später, als der langfingrige Geistliche nach einer Verfolgungsjagd von Passanten in der Innenstadt festgehalten und der herbeigerufenen Polizei überstellt worden war. Kurz zuvor hatte er die vier geklauten DVDs zwar noch schnell in einen Papierkorb geworfen, doch das nützte ihm nichts.
Sofort Geständnis
Bei der Polizei legte Pater A. auch sofort ein Geständnis ab. Erledigt war die Angelegenheit damit für ihn jedoch noch nicht. Der Besitzer des Sex-Ladens vermutete nämlich, dass der fromme Mann auch noch für eine ganze Reihe von vorangegangenen Diebstählen verantwortlich sein könnte. Zu dieser Einschätzung gelangten auch die Ermittler, nachdem sie festgestellt hatten, dass er sich des öfteren in Unterfranken aufgehalten hatte. Bei der darauf hin erfolgten Durchsuchung seiner Räume im Kloster Maria Laach fand die Polizei jetzt insgesamt 230 einschlägige Filme – auch jene 40 Streifen, die der Würzburger Sex-Shop-Besitzer vermisste.
Wahrscheinlich wird der Pater einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft erhalten. Wenn er ihn akzeptiert, kommt es auch nicht zu einer öffentlichen Verhandlung. Und an einer möglichst diskreten Aufarbeitung dürfte er stark interessiert sein.
gs/hr