Razzia am Flughafen: Polizei jagt Schulschwänzer
NÜRNBERG - Neue Razzia gegen Schulschwänzer! Eine böse Überraschung wartet auf Osterurlauber, die im Lauf der nächsten Woche – also nach Ferienende – mit schulpflichtigen Kindern am Nürnberger Flughafen ankommen. Denn die Polizei kontrolliert.
Die erste Aktion im letzten September 2007 hatte erschreckende Ergebnisse gebracht: Über 100 „Ferienverlängerer“ waren damals mit ihren Eltern ertappt worden. Die Familien stammten aus ganz Deutschland, denn der Nürnberger Airport ist das Drehkreuz des Ferienfliegers Air Berlin.
„Das sind keine Sonderkontrollen mit extra abgestelltem Personal“, erklärt Gerhard Schlögl, Leitender Polizeidirektor von Nürnberg, auf Anfrage. Das habe sich bei den üblichen Kontrollen von Reisenden aus Ländern, die wie die Türkei nicht zum Schengen-Abkommen gehören, einfach so ergeben – quasi als Abfallprodukt.
Denn Reisende müssen bei der Ankunft aus diesen Ländern ihre Ausweise und Pässe vorzeigen. Bei der Kontrolle der Papiere am Flughafen sei schon im vergangenen Jahr festgestellt worden, dass auffallend viele Familien sehr spät – teilweise sogar noch fünf Tage nach Ferienende – eingereist sind.
„Das ist einfach nicht in Ordnung“, sagt Schlögl streng. „Da können wir nicht einfach wegschauen.“ Noch dazu bei den abenteuerlichen Ausreden wie: „Oh, wir haben das Ferienende ganz vergessen“ – oder dem schlichten Hinweis, dass die Flugtickets außerhalb der Ferienzeit eben viel billiger wären.
Dieses Phänomen ist den Schulen und Lehrern schon seit langem bekannt. Doch Ermahnungen halfen nicht. Auch nicht die bislang von der Stadt verhängten Bußgelder von fünf Euro pro versäumtem Schultag, die auch bei „normalen“ Schulschwänzern verhängt werden.
50 Euro pro Tag
Die Tarife wurden jetzt extra für Ferienverlängerer erhöht: 50 Euro pro Tag oder 200 Euro pro Woche, für Kinderreiche gibt’s Ermäßigungen. „Wir verfolgen hier ja keine Schwerverbrecher“, stellte Stadtrechtsdirektor Hartmut Frommer fest. „Aber das Bußgeld soll zur Abschreckung dienen. In besonders hartnäckigen Fällen können wir auch 1000 Euro verhängen. Das ist bislang die Grenze.“
Die Bußgeldverfahren – im Jahr 2007 waren es in Nürnberg 882, im Jahr davor 864 – für alle Schulschwänzer werden von den Schulen beim Rechtsamt beantragt. „Bei Kindern unter 14 Jahren müssen die Eltern zahlen. Bei höherem Alter die Schüler selbst“, so Schulamts-Chef Manfred Schreiner. Bei den Sündern gehe es querbeet durch alle sozialen Schichten. „Am meisten ärgert es mich bei gutverdienenden Eltern, die sich den erhöhten Urlaubspreis leisten könnten“, erklärt der Behördenchef. Und: „Wir sind da sehr streng in den Schulen. Vor den Ferien wurden alle Eltern angeschrieben, dass man die freien Tage nicht verlängern kann. Entsprechende Anträge werden abgelehnt. Aber die Leute schreiben ja ganz offen hinein, dass der Flug außerhalb dieser Zeit 800 Euro weniger kostet.“
Doch die Schulpflicht gehe vor: „Aber schuld sind hier die Eltern, die so etwas machen, nicht die Kinder“, so Schreiner. „Die denken gar nicht daran, dass sie den Respekt und die Glaubwürdigkeit bei ihren Kindern verlieren.“
Besonders schlimm sei es in den Sommerferien, wenn manche Urlaubsverlängerer noch einen ganz anderen Trick anwenden: Sie melden einfach ihr Kind von der Schule ab, weil sie angeblich wegziehen – und kommen dann im Herbst wieder. Schulamts-Chef Schreiner: „Dagegen haben wir gar keine Handhabe!“ cis
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