Rauschende Party, teure Ausflüge - Prozess um Kreidl-Affäre beginnt
München/Miesbach - Eine rauschende Party für den Landrat, teure Ausflüge und Immobilienkäufe: Die Miesbacher Sparkassenaffäre um großzügiges Sponsoring war vor fast fünf Jahre ans Licht gekommen - jetzt beginnt vor dem Landgericht München II der Prozess.
Der einstige Miesbacher CSU-Landrat Jakob Kreidl, der frühere Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Georg Bromme, und zwei weitere Angeklagte müssen sich vom 24. Oktober an vor der Wirtschaftsstrafkammer wegen Untreue verantworten. Das Verfahren ist auf 21 Tage angesetzt, zunächst bis zum 30. Januar.
Ursprünglich richtete sich die Anklage gegen sieben Männer. In zwei Fällen wurde die Anklage aber inzwischen zurückgenommen, in einem Fall wurde sie eingestellt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Über den Prozessbeginn hatte zuerst der "Münchner Merkur" berichtet, nun bestätigte das Gericht den Termin.
Untreue in Millionenhöhe
In der Affäre geht es um diverse Verdachtsfälle von Untreue in den Jahren 2008 bis 2013. Die Ermittlungen umfassten nach früheren Informationen rund ein Dutzend Komplexe mit einem Volumen in Millionenhöhe. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, durch Immobilienkäufe, gesponserte Ausflüge von Kommunalpolitikern und teure Renovierungen von Amtsräumen ihre Pflichten verletzt zu haben.
Anfang 2015 hatte es eine Razzia in 27 Wohnungen und Geschäftsräumen gegeben. Darunter waren neben Räumen der Sparkasse auch die Privathäuser Kreidls und Brommes.
Party auf Kosten der Sparkasse
Für Schlagzeilen sorgte vor allem die großzügige Geldspritze für ein üppiges Fest zu Kreidls 60. Geburtstag im August 2012. Die Party schlug mit fast 120 000 Euro zu Buche - den Löwenanteil zahlte die Kreissparkasse. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge leistete sich der Verwaltungsrat, deren Vorsitzender Kreidl war, anlässlich seiner Jahresabschlusssitzung im Dezember 2011 etwa auch eine Reise in ein Fünf-Sterne-Hotel im Stubaital - mit Kosten in fünfstelliger Höhe.
Bromme soll ferner eine Alm bei Bayrischzell gekauft haben, angeblich als Gefälligkeit für die Gemeinde, um deren klamme Kasse aufzubessern. Die Alm ist mittlerweile wieder verkauft, so dass der Schaden für die Sparkasse ausgeglichen sein könnte. Bromme erstand auch das immerwährende Nutzungsrecht für einen Raum, den Psallierchor, in der ehemaligen Klosterkirche in Tegernsee. Dem Vernehmen nach wollte er den Raum, zuletzt als Privatbibliothek genutzt, als Veranstaltungsraum haben - doch das war gar nicht zulässig. Es fehlten Fluchtwege. Die Bücher sind inzwischen verkauft, um zumindest einen Teil des Geldes wieder hereinzuholen.
Welche von all diesen Fällen in der Anklage zum Tragen kommen und vor Gericht eine Rolle spielen werden, ist bisher nicht bekannt. Die Ermittlungen umfassten nach früheren Informationen zwölf Komplexe mit einem Volumen von zusammen mehr als einer Million Euro.
Sparkasse will sich nicht äußern
Die Kreissparkasse wollte sich nicht zu dem Verfahren äußern. Bromme ist inzwischen im Ruhestand. Der heute 66-jährige Kreidl war bis 2014 Landrat und war im Zuge der Affäre abgewählt worden und musste seinen Hut als Chef des Bayerischen Landkreistages nehmen. Kreidl war damals auch wegen seines aberkannten Doktortitels und eines privaten Schwarzbaus in die Kritik geraten. Zudem war der CSU-Politiker als Landtagsabgeordneter in die Verwandtenaffäre verwickelt.
Ursprünglich richteten sich Vorwürfe gegen 20 Beschuldigte, darunter aktuelle und ehemalige Mitglieder des Vorstands und des Verwaltungsrats der Kreissparkasse. Die Ermittlungsakten umfassten Tausende von Seiten. In einigen Fällen gab es schon Strafbefehle. Außerdem wurden Verfahren eingestellt, teils gegen Geldauflage.
Dennoch könnte es später noch einen zweiten Prozess geben. Die Staatsanwaltschaft München II hat zwei getrennte Anklageschriften verfasst: gegen mutmaßliche Hauptverantwortliche sowie sechs weitere, weniger schwer belastete Beschuldigte. Für diese ist bisher kein Gerichtstermin bekannt. Zu dem Kreis zählt auch Kreidls Nachfolger als Landrat, Wolfgang Rzehak (Grüne). Ob aber überhaupt gegen ihn verhandelt wird, ist derzeit offen.