Rauchverbot! Wütende Wirte kämpfen ums Überleben

Das Rauchverbot und die Folgen. In vielen Nürnberger Lokalen bleiben die Qualmer weg. Gastronome fürchten um ihre Existenz.
von  Abendzeitung
Raucherin ignoriert das Verbot
Raucherin ignoriert das Verbot © dpa

Das Rauchverbot und die Folgen. In vielen Nürnberger Lokalen bleiben die Qualmer weg. Gastronome fürchten um ihre Existenz.

NÜRNBERG Es nennt sich „Gesundheitsschutzgesetz“ – aber viele Nürnberger Wirte macht das neue bayerische Rauchverbot nur noch krank. Krank vor Angst um die eigene Existenz. Denn wie sich am Dienstag bei einer Infoveranstaltung rund ums neue Qualmverbot der IHK und des mittelfränkischen Hotel- und Gaststättenverbandes, zu der 150 verzweifelte Kneipen- und Restaurantbesitzer gekommen waren, zeigte, steht vielen fränkische Gastwirten mittlerweile das Wasser bis zum Hals.

So wie Mathilde Castellano. Seit sechs Jahren betreibt sie mit ihrem Mann das „Johannis Krüglein“ in der Amalienstraße. Bislang kamen sie immer gut über die Runden. Aber seit Januar bleiben die Gäste weg. „Das neue Gesetz ist existenzbedrohend, denn unsere Gäste sind eben zu 98 Prozent Raucher“, schimpft Castellano. Bier und Kippe – in einer Pilsbar gehöre das einfach zusammen. Um zu überleben, hat sie ihre Kneipe jetzt kurzerhand in einen Raucherclub umgewandelt. Dass Bedarf da ist, zeigt die Zahl: „50 Mitglieder haben wir schon!“

Rauchervereine rechtlich auf wackeligen Beinen

Damit wäre ihr Problem eigentlich gelöst. Aber Nürnbergs Stadtrechtsdirektor Hartmut Frommer, der sich mutig den wütenden Fragen der Wirte stellte, wollte Mathilde Castellano und alle den anderen Wirten, die auf die Clubregelung setzen nicht allzu viel Hoffnung machen. Denn bislang stünden diese so genannten Rauchervereine, bei der nur Mitglieder in die Bar dürfen, rechtlich auf sehr wackligen Beinen. Schon in eine bis zwei Monaten könnte die Regelung wieder gekippt werden. Frommer: „Im Augenblick werden wir nicht einschreiten“, aber er gab den Wirten den gut gemeinten Rat mit: „Sie sollten momentan nicht in Raucherclubs investieren.“

Für Renate Flohry, die gleich in der ersten Reihe ihrem Ärger mehrmals lautstark Luft machte, wäre die Clubvariante sowieso keine Alternative. Ihre Kneipe „Uschis Bier Bar“ in der Vorderen Sterngasse lebt von der Laufkundschaft. So war es zumindest vor dem Rauchverbot. „Zu mir kamen immer die Nachtschwärmer und die Messegäste“, erklärt Flohry. Aber jetzt herrsche bei ihr nur noch tote Hose. Wenn es so weiter gehe, müsse sie ihren Laden bald dichtmachen.

Die Zeichen stehen auf Sturm

Ebenso wie Andreas Treiber, der in Mühlhof bei Nürnberg ein kleines Billard-Studio betreibt. Damit könnte es aber bald vorbei sein. Durch das neue Nichtrauchergesetz steht der Jung-Gastronom fast vor dem Ruin, sagt er. Denn leider liegen seine Räume im ersten Stock – zu weit für die Kippe zwischen den Spielen. „Da kann ich doch nicht sagen, jetzt geht mal runter zum Rauchen. Dann kommt ja gar keiner mehr!“ Also werde auch er demnächst seine Billard-Halle wohl in einen Raucher-Verein umwandeln, so Treiber – ungeachtet Frommers Hinweis. Den Wirten scheint es angesichts ihrer Situation egal zu sein, in die Illegalität abzurutschten – sie tun es, um ihre Existenzen zu sichern. Die Zeichen der Nürnberger stehen auf Sturm. K. Kaufmann

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