Rauchbier im "Schlenkerla“: Bitte nur im Sitzen trinken!

Sandra und Matthias Trum führen das 604 Jahre alte Bamberger Traditions-Gasthaus in der 6. Generation. In der Adventszeit gibt’s bald wieder den Super-Doppelbock.
von  Abendzeitung

Sandra und Matthias Trum führen das 604 Jahre alte Bamberger Traditions-Gasthaus in der 6. Generation. In der Adventszeit gibt’s bald wieder den Super-Doppelbock.

BAMBERG Am späten Vormittag in der Bamberger Altstadt, gleich unterhalb vom Dom: Aus dem riesigen Fachwerkhaus in der Dominikanerstraße 6 klingen die Gläser. Es wird gelacht, diskutiert, auf die Tische und Schenkel geklopft. Die fröhlichen Zecher sitzen alle im 604 Jahre alten Wirtshaus „Zum Schlenkerla“, zu dem eine von neun kleinen Bamberger Brauereien gehört. Alle Stühle und Bänke sind besetzt; der Stammtisch neben dem riesigen Kachelofen bestellt gerade – es ist kurz nach zehn Uhr – noch eine Runde. Für jeden eine Halbe Rauchbier mit einer cremigen Schaumkrone wie aus Sahne.

Für die Frühaufsteher unter den Gästen gibt es im berühmtesten Wirtshaus von Bamberg eine „Morgenkarte“ (bis 11.30 Uhr): Drei Bamberger Bratwürste mit Kraut und Brot kosten 5,15 Euro. Bei einem weiteren Frühschoppen-Vesper zeigen die Oberfranken überhaupt keine kulinarischen Berührungsängste mit den Münchnern: Der Morgenhit im „Schlenkerla“ sind nämlich die täglich frischen Weißwürste (ein Paar, mit Senf und Laugenbreze: 4,35 Euro).

Zwischendurch geht auch mal ein etwas kräftigeres Dunkelbier, eine Halbe Urbock: Das geräucherte Starkbier (17,5 Prozent Stammwürze, 6,5 Prozent Alkohol) wird von Stammtisch-Bedienung Rosemarie Fischer (seit 16 Jahren im Rauchbier-Einsatz) serviert, gerne an die älteren Herren, die aus Nürnberg mit der Bahn angereist sind und nach dem Schlenkerla-Stammtisch auch sofort wieder mit Zug heim fahren. Mittags kommen dann Einheimische und immer Touristen in das Rauchbier-Wirtshaus, dann werden seltene fränkische Spezialitäten serviert: Rote Beete-Suppe (2,50 Euro), Linsen mit Mehlspatzen (7,70 Euro), Saure Nierchen mit Kartoffelbrei und grünem Salat (6,80 Euro) oder Bierhaxe mit rohem Kloß und Sauerkraut (9,30 Euro).

Das „Schlenkerla“ ist eine Institution: Die 31-jährige Sandra Trum und ihr um drei Jahre älterer Ehemann Matthias führen nicht nur das Wirtshaus, sondern auch die Brauerei – und seit kurzem auch die Mälzerei – in der sechsten Generation. Das dunkle Schlenkerla-Rauchbier wurde gleich fünf Mal mit höchsten Ehren bedacht: In Australien wurde es zum „besten Spezialitäten-Bier der Welt“ gekürt. Beim „London Drinker Beer Festival“ zum „Besten Importbier der Welt“, in Neuseeland als „bestes Auslandsbier“. Das US-Draft Magazin titelte: „Schlenkerla-Urbock – the best Rauchbier of the world“ und der Daily Telegraph zählte das Süffig aus Bamberg zu den „10 besten Biere weltweit“.

Die Brauerei produziert sogar ihr eigenes Malz

Der dynamische Wirt Matthias Trum: „Wir schenken unser Bier noch aus Holzfässern aus, von denen wir insgesamt 300 Stück haben, alle wurde traditionell in München hergestellt!“ Seit mehreren 100 Jahren blieb beim Bamberger Rauchbier-Hersteller alles beim Alten: „Wir sind vielleicht ein bisserl stur“, lacht der gelernte Brauer, „und sehr traditionsbewusst!“ Diese mainstream-feindliche Haltung zahlt sich Tag für Tag aus: Das Schlenkerla-Bier wird weltweit getrunken – in Nürnberg wird es übrigens auch im gleichnamigen Lokal am Tiergärtnertorplatz ausgeschenkt.

Auch das Malz wird seit kurzem vom „Heller-Bräu“ (das zum „Schlenkerla“ gehört) produziert, es gibt dem Bier erst den kräftigen Geschmack. Insgesamt 300 Tonnen Malz entstehen mit gekeimter Gerste, die über Buchenholzfeuer bedämpft wird und schließlich zum Rauchmalz wird. „Früher haben alle Brauer ihr Malz selbst hergestellt“, erzählt Matthias Trum, „seit dem 19. Jahrhundert gibt es in Deutschland rund 60 Malzfabriken, eine große davon hat ebenfalls in Bamberg ihren Sitz.“

Bleibt nur noch eine Frage offen: Was eigentlich bedeutet „Schlenkerla“? Stammgäste erfanden vor rund 100 Jahren den Namen fürs Wirtshaus, weil der damalige Wirt nämlich „immer a bissla mit seine Orm (Arme) gschlengerd hodd“.

Tipp: Ab 3.Advent verschärft sich die Lage im „Schlenkerla“: Dann gibt es den Super-Doppelbock zur Weihnachtszeit. Bitte nur im Sitzen trinken.Leo Loy

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.