Raser-Opfer Sercan (†16): Familie klagt die Polizei an
Nach dem Horror-Unfall: Der Anwalt der Eltern geht von „Mitverschulden“ der Beamten aus. Die Justiz ermittelt nur gegen den Todesfahrer (33): Er hatte zwei Promille
FÜRTH Für Bedi S. war es der schwerste Gang seines Lebens: Im Nürnberger Westfriedhof musste er den Leichnam seines toten Sohnes Sercan identifizieren. Der 16-Jährige war während einer Polizeikontrolle auf dem Heimweg von der Boxdorfer Kirchweih überfahren worden. Die Familie erhebt nicht nur Vorwürfe gegen den Alkoholraser – er hatte zwei Promille – sondern auch gegen die Polizei: „Wir gehen davon aus, dass ein erhebliches Mitverschulden der kontrollierenden Beamten vorliegt“, erklärt Anwalt Ugur Yilmazel.
„Die Beamten waren verantwortlich für die Sicherheit der Jugendlichen“, begründet Yilmazel. Sie hätten sich für die Kontrolle an den Rand der schmalen Knoblauchsland-Straße stellen müssen, auch eine wenige Meter entfernte Baustelle wäre nach Meinung des Anwalts sicherer gewesen. Für die Justiz ist der Fall jedoch schon klar: „Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Anfangsverdacht, der die Einleitung eines Verfahrens rechtfertigen könnte“, teilte Justizsprecher Andreas Quentin mit. Die Polizisten hätten das Auto auf der schnurgeraden Verbindungsstraße zwar kommen sehen. „Aber sie konnten erst spät erkennen, dass es nicht hält.“
Als die Ordnungshüter die gefährliche Situation realisierten, schrie einer: „Der hält nicht an, weg!“ Während die Beamten zur Seite sprangen, hatten Sercan, Mara und Bobby kaum noch eine Chance zu reagieren – die Dreiergruppe, die für die Kontrolle mit dem Rücken zum herannahenden Auto stand, wurde erfasst. Mara (13) schwebt noch in Lebensgefahr, Bobby wurde schwer verletzt. Morgen wird Sercan beerdigt. au