Räumungs-Drama: Mann zündet Haus an – und bringt sich um!

Der Kleinunternehmer (57) aus Schwabach lebte schon seit rund 25 Jahren in der Siedlung. Doch er hatte finanzielle Probleme. Nachbarn sind vollkommen schockiert
von  Abendzeitung
Schwabach, Sperberweg 16: Nur noch eine baufällige Ruine ist von dem schmucken Reiheneckhaus übrig geblieben.
Schwabach, Sperberweg 16: Nur noch eine baufällige Ruine ist von dem schmucken Reiheneckhaus übrig geblieben. © News5

Der Kleinunternehmer (57) aus Schwabach lebte schon seit rund 25 Jahren in der Siedlung. Doch er hatte finanzielle Probleme. Nachbarn sind vollkommen schockiert

SCHWABACH „Steel Wheels“ – die Langspielplatte der Rolling Stones machte ihrem Namen alle Ehre. Die „Stählernen Räder“ der berühmten Rockband waren einer der ganz wenigen Gegenstände, die das Flammenmeer in dem Einfamilienhaus im Sperberweg überstanden. Die Tragödie, die sich hinter der ausgebrannten Ruine verbirgt, erzählt die LP jedoch nicht...

Eine geschockte Nachbarin sah Gerhard L. (57) am Mittwochnachmittag noch vor seinem Reihenhaus stehen. Ungewöhnliches an ihm fiel ihr nicht auf. Zwei Stunden später wurde nicht nur diese Frau aufgeschreckt. Eine gewaltige Detonation war in der ganzen Siedlung zu hören. Aus dem schmalen Häuschen des Kleinunternehmers (Heizung- und Klimatechnik) stiegen Rauchwolken auf. Als kurz darauf die Feuerwehr kam, stand das Gebäude bereits in Flammen. Es brannte völlig aus.

Mit schwerem Atemschutzgerät verschafften sich die Hilfskräfte Zugang ins qualmende Haus. Sie waren sich nämlich nicht sicher, ob Gerhard L. oder andere Personen von den Flammen eingeschlossen waren. Doch das Reihenhaus war leer.

"Er lebte seit seiner Scheidung sehr zurückgezogen"

Fast zeitgleich mit dem Brand des Hauses ging bei der Feuerwehr die Meldung von einem Böschungsbrand an der Bahnlinie Roth - Pleinfeld ein. Doch das glimmende Gras auf dem Bahndamm war nur die Folge einer Tragödie. Ein Mann war an einem Mast hochgeklettert und mit der Hochspannungsleitung in Berührung geraten. Der Strom, der durch seinen Körper raste, hatte einen Funkenregen ausgelöst, der den Bahndamm in Brand setzte.

Dem Mann selbst war nicht mehr zu helfen. Er war bis zur Unkenntlichkeit verschmort. Später stellte sich heraus, dass es die Leiche von Gerhard L. ist. Er hatte offensichtlich Selbstmord verübt.

Brandexperten der Kripo gehen davon aus, dass er kurz zuvor auch den Brand in seinem Wohnhaus gelegt hat. „Möglicherweise wurde an der Heizanlage manipuliert“, nannte eine Polizeisprecherin als Ursache des Feuers.

Der Kleinunternehmer lebte schon seit rund 25 Jahren in der Siedlung. „Er war einer der Ersten, die hier ihr Haus errichteten“, sagte ein Nachbar. Viel Kontakt mit dem Handwerksmeister hatte keiner. „Er lebte seit seiner Scheidung sehr zurückgezogen“, berichtet eine andere Anwohnerin. Aber alle wussten, dass sich Gerhard L. in Finanznöten befand. Das Finanzamt und die Banken wollten Geld von ihm, das er nicht hatte. Deshalb wurde kurz vor dem Feuer sein Haus zwangsversteigert. Diese Schmach wollte er nicht erleben – und nahm Rache.

Helmut Reister

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