Radler-Krieg in Nürnberg! Frau soll 3000 Euro zahlen

Trotz Radweg rasen am Maxplatz täglich Zweiräder über den Gehweg. Anwohner fühlen sich bedroht
von  Abendzeitung
Viele Radler nehmen einfach den bequemsten Weg – und fahren über den Gehsteig.
Viele Radler nehmen einfach den bequemsten Weg – und fahren über den Gehsteig. © News5

Trotz Radweg rasen am Maxplatz täglich Zweiräder über den Gehweg. Anwohner fühlen sich bedroht

NÜRNBERG Eigentlich erfreulich: Immer mehr Bürger steigen aufs Rad statt ins Auto, um in der Stadt von A nach B zu kommen. Immer wieder ärgerlich ist aber, wenn die Radler dort fahren, wo sie nicht dürfen...

Am Maxplatz in der Nürnberger Innenstadt ist so eine Stelle. Täglich rasen dort Radfahrer über den Gehsteig, der zwischen Kettensteg und Karlstraße liegt. In beide Richtungen geht der Dauerverkehr, obwohl ein Radweg existiert. Die Anwohner fühlen sich regelrecht bedroht. „Meine Kunden werden regelmäßig fast über den Haufen gefahren“, berichtet Hautkünstler Mark Thiemig, der am Maxplatz 17 sein Geschäft LebensArt Tattoo betreibt. Für ihn eine Zumutung: „Das ist lebensgefährlich. Man bekommt echt Aggressionsschübe.“

Und Thiemig ist nicht allein mit seinem Ärger. Eine Anwohnerin soll letztes Jahr sogar vor lauter Wut zwei Radler attackiert haben. Gegen die Bankkauffrau läuft nun ein Strafbefehl. Ihr droht eine Geldstrafe von 3000 Euro.

Eine 53-Jährige soll handgreiflich geworden sein

Schwer vorstellbar: Laut Justiz soll sich die 53-Jährige mit vollem Körpereinsatz in den direkten Nahkampf mit den Radlern – beides Männer – begeben haben, um sie zum Verlassen des Gehwegs zu zwingen. Zunächst soll sich Gabriele A. den Herren mutwillig in den Weg gestellt haben. Nachdem die Radler trotzdem nicht weichen wollten, soll die 53-Jährige den einen gegen eine Hauswand gedrückt und im zweiten Fall, wenige Monate später, dem anderen ebenso einen Schlag mit der Schulter mitgegeben haben, so dass der 24-Jährige gegen ein geparktes Auto krachte. So gaben es zumindest die Radler bei der Polizei an.

Gabriele A. dagegen kann nicht fassen, was ihr vorgeworfen wird. „Bin ich lebensmüde? Die kamen beide richtig angeschossen. Da stelle ich mich doch nicht freiwillig in den Weg“, empört sie sich. Warum sie jetzt büßen soll, obwohl sich doch die Radfahrer nicht verkehrsgerecht verhielten, ist der Bankkauffrau ein Rätsel. Auch versteht sie nicht, warum die Stadt so lange untätig blieb. Schon vor Monaten beschwerte sie sich über die Missstände vor ihrer Haustür.

"Viele Radler nehmen den bequemsten Weg"

Mindestens ein Jahr war das Schild, das den Radweg auswies, der sich hinter und nicht vor ihrem Haus befindet, überklebt. Und die weiße Markierung vergilbt, die Radler vom Kettensteg kommend, ebenfalls nach rechts an dem Gehweg vorbei leitet.

Inzwischen fand Gabriele A.s Beschwerde Gehör. Das Schild wurde letzte Woche gesäubert, der Radstreifen weiß nachgepinselt. Ob sich damit aber grundsätzlich etwas ändert? Gabriele A. ist skeptisch: „Viele Radler nehmen den bequemsten Weg – und radeln einfach geradeaus über den Gehweg weiter.“

Demnächst geht der Fall von Gabriele A. nun vor Gericht. Marlina Pfefferer

Mehr zum Radler-Krieg in Nürnberg lesen Sie in der Printausgabe Ihrer Nürnberger Abendzeitung vom 15. Juli 2010

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