Quelle: Irre Achterbahnfahrt

Die Druckereien stoppten erneut die Katalog-Auslieferung – denn der Konzern ist trotz des Massekredits noch nicht liquide. Immerhin werden mittlerweile rund 50 Prozent des Umsatzes online gemacht.
NÜRNBERG/FÜRTH Die irre Achterbahnfahrt bei Quelle geht weiter: Jetzt haben die Druckereien die Auslieferung und Produktion des Katalogs schon wieder gestoppt. Hintergrund sind die Befürchtungen zweier Druckereien, dass die Arbeiten nicht bezahlt werden, und sie auf ihren Kosten von rund 25 Millionen sitzen bleiben. Der Katalog ist jedoch für das Überleben von Quelle entscheidend.
Denn Quelle wurde zwar der 50-Millionen-Massekredit bewilligt – noch ist das Unternehmen aber nicht flüssig, wie Quelle-Sprecher Manfred Gawlas bestätigte. Die Valovis-Bank, die die Finanzgeschäfte für Quelle abwickelt, hat das Versandhaus nach der Insolvenzanmeldung von jeglichen Geldströmen abgeschnitten. Man hoffe aber, dass die Zahlungsfähigkeit Mitte nächster Woche wieder hergestellt sei. Gawlas: „Sobald wir Zugriff auf die Konten haben, werden wir in unserem ureigenen Interesse die drängendsten Rechnungen bezahlen.“
„Wir haben ein Interesse, unserem langjährigen Kunden Quelle zu helfen“
Derweil versuchte Quelle am Freitag mit positiven Nachrichten zu glänzen: Im Juni seien erstmals 50 Prozent der Umsätze im Internet erzielt worden, berichtete das Unternehmen. Damit sei ein wichtiges Etappenziel bei der Ausrichtung von Quelle auf das elektronische Geschäft im Internet erreicht, erklärte Geschäftsführer Konrad Hilbers. Doch das bedeutet eben auch: Die Hälfte des Umsatzes ist abhängig von der Auslieferung des traditionsreichen Katalogs. Der wird zu einem Drittel von der Schlott-Gruppe aus Freudenstadt und zu zwei Dritteln von Prinovis (vormals Maul und Belser) produziert. Bei Schlott stehen die Maschinen bereits seit Mittwoch still. Sprecher Marco Walz sagte, bislang sei nicht gewährleistet, dass der Katalog bezahlt werde.
Prinovis teilte mit, Schlott hätte einen Eigentumsvorbehalt auf von ihnen vorproduzierte Bögen geltend gemacht. Diese Bögen sollten von Prinovis in Nürnberg zusammen mit Katalogseiten, die im eigenen Betrieb gedruckt wurden, zum Gesamtkatalog weiterverarbeitet werden. Deswegen hätte Prinovis nicht weiterarbeiten können und die Maschinen am Mittwochabend ebenfalls gestoppt. „Wir haben ein Interesse, unserem langjährigen Kunden Quelle zu helfen“, sagte ein Firmensprecher. Es liege jedoch nicht in den Händen von Prinovis, wann man die Auslieferung fortsetzen könne. Derweil gibt es weiter schlechte Neuigkeiten für den gebeutelten Konzern: Eine klare Mehrheit der Bürger von 64 Prozent ist laut ZDF-Politbarometer gegen den 50-Millionen-Euro-Kredit für Quelle.
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