Putziges Café entstand in einem WC
Das „Schnepperschütz“ an der Hallerwiese hat sich in kurzer Zeit viele Stammgäste erobert. Besonders beliebt: Das französisches Landbrot „lamiche“ mit einem exklusivem Belag.
NÜRNBERG Manche Nürnberger sind irritiert: ein Café in einer ehemaligen Toilette? Doch was zunächst undenkbar scheint, ist an der Hallerwiese Realität geworden: Das „Café Schnepperschütz“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie sogar aus einem stillen Örtchen aus einer guten Idee mit viel Liebe zum Detail ein In-Treffpunkt werden kann. So sind an lauen Spätsommerabenden Stühle und sogar die Treppenstufen an der Sandsteinmauer oft voll besetzt.
„Wir sind überrascht, wie gut das Café angenommen wird“, erklärt „Schnepperschütz“-Gründer Ralf Siegemund. Die Idee zum Tagescafé war ihm vor fünf Jahren bei einer Jogging-Runde gekommen. Inspiriert hatte ihn die idyllische Lage nahe Pegnitz und Park. Bereits 2005 reichte er seinen Vorschlag bei der Stadt Nürnberg ein. Doch erst im zweiten Anlauf war er erfolgreich. Nach einer umfangreichen Renovierung der einstigen WC-Anlage öffnete das Café mit Blick auf den namensgebenden Brunnen im Juni.
Alternative zum Restaurant
Am Fuß der Brücke machen aber nicht nur Radler und Passanten Rast, um sich einen Cappuccino (2,40 Euro), ein Stück Kuchen, ein kühles Bio-Bier (2,50 bis 2,80 Euro für die Halbe) oder frisch gepressten Fruchtsaft (2 bis 3 Euro) zu gönnen. Auch Stammgäste kommen schon ins „Schneppern“, wie das Café bei Insidern heißt. Dabei schwören sie besonders auf die Speisekarte, bei der das französische Landbrot „la miche“ die Hauptrolle spielt. Von Ziegenkäse mit Feigen und Äpfeln, über Frischkäse mit Räucherforelle, bis zu drei gespaltenen Nürnberger Bratwürsten reicht das Angebot. Zwei bis sechs Euro kostet eine Portion.
„Wir wollen eine Alternative zum Restaurant bieten“, erklärt Siegemund. Gemeinsam mit Madeleine Dumbeck und Marie-Theres Kam hat er die Idee vom Café mit den exklusiven Brotspeisen erfolgreich in die Hallerwiese gebracht. Dort bringt Kochkünstlerin Kam bunte Beläge auf die Scheiben und kreiert unter dem Motto „Die ganze Welt der feinen Küche auf einem Brot“ einzigartige Speisen auf Brotbasis.
Regionale Lieferanten backen "à la francaise"
Besonderer Wert wird dabei auf regionale Lieferanten gelegt. So hat der Feinschmecker-Bäcker Arnd Erbel eigens fürs „Schnepperschütz“ eine Variante des französischen Landbrots entwickelt. Das Resultat sind Drei-Kilo-Laibe, die eine Woche frisch bleiben, sich sehen und schmecken lassen können: Ob mit Marmelade (kl. 1,20; groß 2,40 Euro) oder Hühnerbrust belegt, die Scheiben sind ein Genuss. Der Renner ist zurzeit „la miche“ belegt mit marinierter Ochsenbrust mit grünen Linsen und Kürbiskernen (5,80 Euro). Für Vegetarier ist die Variante „Gebratene Tomaten mit Mozzarella und Rucola" (3,90 Euro) zu empfehlen.
Für den kleinen oder großen Durst kommt neben Tee (2,60 Euro), Kaffee (1,80 bis 3,30 Euro) und kalten Getränken (Bionade 2,50 Euro, Spezi 2,80 für 0,4 l) auch schmackhaftes Landbier und Weizen von der Kleinbrauerei Enzensteiner auf den Tisch. Selbst Weinkenner kommen nicht zu kurz: Für drei bis acht Euro pro Glas können Sie erlesene Qualitätsweine aus Deutschland, Österreich und der Schweiz genießen.
Ein Besuch im „Schnepperschütz“ hat längst auch anfängliche Skeptiker überzeugt: Der gewagte Wandel von der Toilette zum belebten Café ist gelungen. scs
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