Putzen, rasieren, löhnen
Die neun verrücktesten Geheimnisse: AZ blickt hinter die Kulissen der Club-Profis. „Rosa Schlappen sind Ribéry vorbehalten“. Wie der Fan an Schäfers Handschuhe kommt.
ST. GALLEN Sie denken, Sie wissen wirklich alles über die Club-Profis? Sportlich vielleicht! Aber was passiert um Training und Spiel herum? Die AZ hat sich im Trainingslager umgehört – und verrät Ihnen neun Dinge, die sie noch nicht wussten.
Putzdienst: Trainings- und Laufschuhe säubern die Profis selbst. Für die Spielschuhe ist Günter „Chicco“ Vogt verantwortlich. „Damit es keine Ausreden gibt“, sagt der Zeugwart. Bei der Farbwahl halten sich die Cluberer dezent zurück: Weiß oder Schwarz ist angesagt. „Rosa Schlappen sind Ribéry vorbehalten“, grinst Christian Eigler. Das auffälligste Paar hat Jaouhar Mnari. Seine „Predator“ von adidas sind weiß mit bunten Applikationen: „Sieht wie Südafrika aus“, irritiert die rund 350 Euro teure Spezialanfertigung den Tunesier etwas. Deshalb hat er sich die tunesische Flagge auf das Fersenteil sticken lassen, dazu den Namen von Söhnchen Adam (18 Monate).
Autogramme: Allein auf die FCN-Karten hat Marek Mintal in der letzten Saison 10000 Mal seine Unterschrift gemalt. Vereinsrekord! „Die Karten nehme ich auf lange Auswärtsfahrten mit, manchmal auch mit nach Hause, um sie zu signieren“, erklärt das Phantom. Nach dem Aufstieg wird das Interesse der Sammler nicht weniger werden. Der Clou in dieser Saison: Die Club-Asse sind zusammen mit jeweils einem Fan auf die Karte gedruckt worden.
Keeper Schäfer: 70 bis 80 Paar Handschuhe pro Saison
Rasieren, epilieren oder wachsen? Ausschließlich wird für den üblichen Kahlschlag an den Beinen (vor allem wegen der Massage) zu Schaum aus der Dose und Nassrasierer gegriffen. Peter Perchtold: „Das ist hygienischer. Außerdem ziept es nicht so – und es beugt Haarwurzel-Entzündungen vor.“
Souvenirjäger: Torhüter Raphael Schäfer verbraucht pro Saison rund 70 bis 80 Paar Handschuhe. „Ich wechsle, wenn die Griff-Fläche sich aufzulösen beginnt.“ Also in keinem festen Rhythmus, wie beispielsweise einst Club-Idol Andy Köpke, der vor jedem Abschlusstraining ein neues Paar hatte. Schäfer: „Fans, die mich nach Handschuhen ansprechen, müssen halt nur einfach den richtigen Zeitpunkt treffen.“
Der Rettungs-Koffer: Team-Doc Matthias Brem hat den so genannten Notfall-Koffer immer in Griffweite. Der ist bestückt mit einem so genannten Defibrillator (wird bei Herzstillstand eingesetzt), Beatmungsbeutel, Sauerstoffmaske, Infusionsbeuteln, Blutdruckmesser. Brem konnte dank des Koffers letzte Saison vor dem Auswärtsspiel in Ahlen einem Hotelgast mit Herzinfarkt das Leben retten.
Schweinefleisch ist tabu
Unverzichtbares Utensil: Neben Handy und Laptop haben die meisten Profis stets einen „web’n’walk Stick“ dabei, um immer und überall im Internet surfen zu können. Beliebt: Chats.
Ernährung: Schweinefleisch ist streng verboten. Eigentlich. „Bin ich irgendwo eingeladen, dann kann ich doch vorher keine Menüliste schicken“, erklärt Schäfer, dass er hin und wieder auch mal sündigt. Ansonsten steht ausgewogene Kost, viel Salat, Nudeln, Reis, helles Fleisch, aber auch Rind auf dem Speiseplan.
Der fiese „Ohrschnipper“: Wer beim Ballhochhalten – Kopfbälle sind verboten – viermal die Kugel auf den Boden prallen lässt, wird von den Kollegen mit je einem Schnippen von Mittelfinger und Daumen ans Ohrläppchen gequält. Dario Vidosic: „Das ist alles andere als angenehm.“ Wobei es ihn gar nicht so oft trifft.
Säumige Schuldner zahlen doppelt
Mannschaftskasse: Die wird in dieser Saison von Pascal Bieler und Alexander Stephan verwaltet. Werden Kleidungsstücke oder Schuhe am Trainingsplatz vergessen, sind jeweils zehn Euro fällig. Die selbe Summe pro Minute für Zuspätkommen. Wobei der Strafenkatalog sehr umfangreich ist. Stephan: „Wir legen ein Zahlungsziel fest, beispielsweise den 15. eines Monats.“ Bleibt der Schuldner säumig, wird er zu 100 Prozent Aufschlag verdonnert. Die höchsten Bußgelder werden für „dumme“ Platzverweise verhängt. Marek Mintal und José Goncalves traf es in der letzten Saison. Die jeweiligen Beträge im mittleren vierstelligen Bereich gingen je zur Hälfte an den Verein und in die Mannschaftskasse.
Markus Löser
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