Punkte und Mintal weg
HAMBURG - Frust totel: Club verliert trotz "der besten Auswärtsleistung" durch ein Eigentor von Jose Goncalves 0:1 auf St. Pauli - und Marek Mintal durch Platzverweis. Nürnbergs Kapitän Raphael Schäfer: „Eine beschissene Situation.“
Langsam liegen die Nerven blank beim kriselnden 1. FC Nürnberg. „Scheißversager“ schimpfte ein Fan am Millerntor auf St. Pauli in Richtung Javier Pinola. „Wir sehen uns in Nürnberg“, drohte der frustrierte Linksverteidiger dem frustrierten Anhänger.
Kein Wunder. 0:1 durch ein Eigentor von José Goncalves verloren, dabei eine der besten Halbzeiten in dieser verkorksten Saison gespielt. Marek Mintal durch eine Rote Karte verloren (siehe Bericht unten). Einmal durch Ioannis Masmanidis das Lattenkreuz getroffen (85.). Nach einer Ecke von Peer Kluge durch Peter Perchtold ein Tor erzielt, das aber nicht gegeben wurde, weil der Berliner Schiedsrichter Manuel Gräfe der Meinung war, der Ball sei nicht hinter der Linie gewesen (34.). Kluge: „Der Schiedsrichter hatte heute nicht seinen glücklichsten Tag.“
Und, vor allem in der Anfangsphase, etliche gute Chancen herausgespielt, aber weder Angelos Charisteas (14.) noch Christian Eigler (15.) oder Pinola (17.) schafften es zum finalen Abschluss. „Das Eigentor hat uns aus dem Konzept gebracht“, klagte Trainer Michael Oenning, aber auch dieser Treffer hatte eine ziemlich Club-typische Vorgeschichte. Nämlich die, dass Pauli-Kapitän Trojan verhältnismäßig locker Dominik Reinhardt überlief und so scharf vor das Tor passen konnte. Ehe Goncalves sein Bein ordentlich positionieren konnte, war der Ball schon drin (48.). „Ein dummes Tor“, laut Eigler, „wir machen uns zurzeit das Leben selbst schwer. Aber auch ein Eigentor und eine Rote Karte können keine Ausrede sein, dass wir ein eigentlich gutes Spiel so aus der Hand geben.“
"Möglichst viele Punkte bis zur Pause holen"
Für FCN-Kapitän Raphael Schäfer war es schlicht „ganz, ganz bitter. Das war eine unseren besten Leistungen, zumindest auswärts.“ Nicht nur für Schäfer eine „beschissene Situation. Unser Ziel kann es jetzt nur noch sein, möglichst viele Punkte bis zur Winterpause zu holen und dann sehen, wo wir stehen.“ Auch Oenning hatte eine „sehr gute erste Halbzeit“ gesehen, „da haben wir leidenschaftlich gespielt.“ St. Pauli allerdings auch. Höhepunkt der Leidenschaft: Paulis Alexander Ludwig krachte nach einem Duell mit Goncalves voll in eine Werbebande, überstand die Nummer aber Gott sei dank unverletzt. Wesentlich angeschlagener war da Club-Verteidiger Matthew Spiranovic, der plötzlich von rätselhaften Schwindelanfällen und Sehschwierigkeiten geplagt wurde, aber tapfer durchhielt.
Durchhalteparolen wollte Oenning nicht mehr ausgeben. Versucht hatte er ohnehin alles, selbst als der Club in Unterzahl war, standen mit Boakye, Breska, Masmanidis, Eigler und Charisteas fünf Offensivkräfte auf dem Platz. Kluge allerdings nicht mehr. Den musste Oenning schon nach 53 Minuten gelb-rot-gefährdet rausnehmen. Gegen Frankfurt am kommenden Freitag darf Kluge also wieder mitmachen und Oenning gab schon einmal die Richtung vor. „Gegen den FSV werden wir wieder voll offensiv spielen und versuchen kämpferisch an die Leistung aus der ersten Halbzeit hier auf St. Pauli anzuknüpfen.“ Und bei der Gelegenheit dann vielleicht ins richtige Tor treffen. ERG/AHA