Puck grüßt das Walberla
Nürnberg - Am 30. Juli dirigiert Franz Killer bei „Klassik am See“ am Dechsendorfer Weiher die Nürnberger Symphoniker, drei Chöre, vier Solisten und Friedrich von Thun als Sprecher. Auf dem Programm: Felix Mendelssohn-Bartholdys Schauspielmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und die Goethe-Vertonung „Walpurgisnacht“
Alle Jahre wieder locken die Freilichtveranstaltungen mit leichter klassischer Kost. Auch das 6. Erlanger „Klassik am See“ bringt sich langsam für den 30. Juli in Stellung, wenn die Nürnberger Symphoniker, drei Chöre, vier Solisten und Friedrich von Thun als Sprecher Mendelssohn-Bartholdy aufführen: die Schauspielmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und die Vertonung von Johann Wolfgang von Goethe Ballade „Erste Walpurgisnacht“. Dirigent am Dechsendorfer Weiher ist zum ersten Mal Franz Killer, in Nürnberg als künstlerischer Leiter der Pocket Opera (POC) bekannt.
AZ: Herr Killer, wie kommen Sie als POC-Chef dazu, Klassik am See zu dirigieren?
FRANZ KILLER: Seit über 25 Jahren leite ich den Motetten-Chor Nürnberg und seit über 20 Jahren den Siemens-Chor Erlangen. Der Erlanger Chor war im letzten Jahr schon bei „Klassik am See“ dabei, und so ist man auf mich gekommen.
Was interessiert Sie an diesem Projekt?
Ganz klar das Programm. Zunächst war neben dem „Sommernachtstraum“ noch Mendelssohns „Lobgesang“ geplant. Aber das spielen alle. Die „Walpurgisnacht“ finde ich reizvoller: Sie wird selten aufgeführt und passt gut ins Freie, auch nach Franken. Hier gibt es noch so lebendige Traditionen wie Walberla-Feste.
Der Schauspieler Friedrich von Thun wird neue „Sommernachtstraum“-Texte einsprechen. Wie werden Sie die in die Aufführung einpassen?
Die Texte sind noch im Werden. Aber ich habe gehört, dass sie die Geschichte aus Sicht Pucks erzählen und dass Herr von Thun sie wie bei einem Melodram über die Musik sprechen will.
Und das machen Sie mit?
Ja, aber das wird gar nicht so einfach für den Tonmeister, der das ausbalancieren muss. Herr von Thun ist sicher so sensibel, nicht die schönsten Stellen zu übersprechen.
Wo bleibt das Live-Erlebnis, wenn die Musik über eine Tonanlage verstärkt wird?
Die Klangqualität eines Orchesters ändert sich, sobald man den Konzertsaal verlässt. Wenn man draußen ohne Verstärkung musiziert, kommt wenig rüber. Wir spielen ja nicht Playback. Das Publikum sieht, dass wir den Klang, den sie hören, live produzieren.
Kann man bei „Klassik am See“ alles spielen? Oder muss man dem Affen mit Häppchen-Klassik Zucker geben?
Ich bin nicht der Veranstalter, deshalb kann ich nur für mein Programm sprechen. Ich habe klare Auflagen gemacht und mich mit der „Walpurgisnacht“ durchgesetzt. Beide Mendelssohn-Werke passen wunderbar in die Natur. Da wird die musikalische Sprache um das Blätterrauschen, die Wellen und den Sonnenuntergang bereichert. So wird der Abend zum einmaligen Naturerlebnis!
Serenadenhof, Luitpoldhain, Fürther Stadtpark — wie viel Klassik-Open-Air verträgt die Region?
Wenn ich mir anschaue, wie viele Menschen zur Blauen Nacht ins Freie strömten, dann scheint es ein starkes Bedürfnis nach Events zu geben. Auch bei klassischer Musik.
Gehen Sie selbst zu Klassik-Open-Airs?
Weniger. Aber wenn Oper so an die Luft geht, wie wir das mit der Pocket Opera machen, dann auf alle Fälle!
Welche Pocket-Projekte sind nach den Sommerfestivals geplant?
Ab 9. Oktober werden wir unsere Erfolgsproduktion „Love me tender“ im Z-Bau wieder aufnehmen. Deshalb verschiebt sich die geplante Premiere von „Petrolio“ nach Emilio del Cavaliere auf den März 2008.Interview: Georg Kasch
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