Psychologe rät:Gutes Zeugnis mit Augenmaß belohnen

NÜRNBERG - Dürfen Kinder für ihre Zeugnisse belohnt werden? Grundsätzlich bejaht der Nürnberger Schulpsychologe Ingo Hertzstell diese Frage, rät Eltern und Großeltern aber zu Augenmaß. Belohnt werden sollten nicht die Noten, sondern die Arbeitshaltung.
Geld von den Großeltern, ein Eisbecher von den Eltern: Belohnungen für gute Zeugnisnoten sind durchaus üblich - und grundsätzlich auch nicht verkehrt, wie der Nürnberger Schulpsychologe Ingo Hertzstell betont. Allerdings rät er davon ab, allein die Noten im Zeugnis zu berücksichtigen: „Man sollte vor allem die Arbeitshaltung belohnen“, sagte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Für ein Kind, das sich anstrengen muss, um gute Noten zu kriegen, sei eine Belohnung viel wichtiger „als für einen Schüler, der sich sehr leichttut“. Und vor allem bei jungen Kindern in der Grundschule sei ein Lob oder eine Aufmunterung der Eltern oft viel wichtiger als eine materielle Belohnung, sagte Hertzstell, der den schulpsychologischen Dienst der Stadt Nürnberg leitet. „Sie wollen auch einmal in den Arm genommen werden, sie wollen sehen, dass die Eltern sich Freude.“
Welche Art von Geschenk für ein erfolgreich beendetes Schuljahr angemessen ist, müssten Eltern individuell entscheiden. Zum Beispiel sei ein gemeinsamer Familienausflug nicht nur eine Belohnung fürs Zeugnis, sondern auch ein schöner Start in die Ferien.
Das Geschenk sollte angemessen sein – und nicht übertrieben: „Manche Kinder äußern auch große Wünsche wie ein Fahrrad oder einen Computer. Da ist Augenmaß der Eltern wichtig.“ Väter und Mütter, aber auch an Großeltern, die die Enkel gerne für das Zeugnis beschenken, sollten die Kinder nicht verwöhnen: „Man muss die richtige Relation finden.“
Gut sei es auch, wenn das Geschenk mit den schulischen Leistungen zusammenhänge: „Ist ein Kind gut in Deutsch, kann man ihm Bücher schenken. Ist es gut in Mathematik, dann vielleicht mathematische Rätselspiele.“
Zur Vorsicht mahnte der Schulpsychologe, wenn es um Geldgeschenke geht. Klar sei: „Kinder brauchen ja auch Taschengeld.“ Sie würden sich deshalb sicher über Geld als Zeugnis-Belohnung Freude. Doch Eltern müssten sich auch fragen, wie sie ihr Kind erziehen wollen: „Geht es um materielle Vorteile durchs Lernen, weil man Geld für gute Noten erwarten kann? Oder will ich das Kind so erziehen, dass es eine innere Motivation zum Lernen aufbaut?“
dpa