Psycho-Ambulanz soll uns vor Sex-Tätern schützen
NÜRNBERG - Entlassene Kinderschänder und Vergewaltiger sollen nach ihrem Gefängnisaufenthalt in dem Therapiezentrum besser betreut und kontrolliert werden. Merk: „Bester Opferschutz.“
Brutale Kinderschänder, Vergewaltiger: Erschreckend häufig tauchen sie in den Schlagzeilen auf. Besonders schlimm ist es, wenn Wiederholungstäter, nachdem sie bereits im Knast waren, Kinder oder Frauen vergewaltigen. Um die Nürnberger nun besser gegen diese Sex-Täter zu schützen, gibt es seit gestern die Nürnberger Fachambulanz für Sexualstraftäter. Deren Ziel: die Täter, nachdem sie entlassen wurden, besser zu therapieren – und zu kontrollieren. Denn die Therapeuten der Sexualambulanz haben eine aufgehobene Schweigepflicht. Das bedeutet: Erkennen sie während der Therapie gefährliche Tendenzen, können sie sich mit Polizei, Bewährungshilfe und Staatsanwaltschaft kurzschließen.
In der Psycho-Ambulanz sollen pro Jahr rund 70 Sex-Täter behandelt werden: Erwachsene, bei denen ein Sexualdelikt wie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder Missbrauch von Kindern vorliegt. Die Behandlung ist verpflichtend: Sie wird von den Richtern angeordnet. Gehen die Sex-Täter nicht zur Therapie, müssen sie mit Sanktionen – wie erneuter Gefängnisstrafe – rechnen. Rund ein Prozent der Straftäter sind Sexualstraftäter, mehr als 1500 registrierte Sex-Täter gibt es bayernweit. Beate Merk (CSU), die bayerische Justizministerin, die die Psycho-Ambulanz einweihte, sagte, dass der „zuverlässigste Opferschutz noch immer eine erfolgreiche Resozialisierung der Täter“ ist.
"Selbstkontrolle ist das Therapieziel"
Selbstkontrolle ist das Therapieziel, wie Claudia Schwarze, die Leiterin der Nürnberger Ambulanz, erklärt. Die Probanden sollen lernen, sich selbst zu verstehen. Markus Feil, der seit einem Jahr eine ähnliche Psycho-Ambulanz in München leitet, sagt: „Wir sehen das ja als Triebtat. Dass die Täter innerhalb von fünf Sekunden ausflippen. Das stimmt so nicht. Das bahnt sich oft lange an. Und hier greifen wir ein.“
Die Probanden sollen ihr Verhalten erkennen, um sich bei einem drohenden Rückfall an ihre Betreuer zu wenden. Etwa 15 Prozent der Sexualstraftäter werden wieder rückfällig – oft konnten sie die Therapie gar nicht antreten: Es gab keine Psychotherapeuten, die sie betreuen wollten. Diese Lücke soll nun mit der von der Stadtmission Nürnberg betriebenen Ambulanz geschlossen werden. Doch Merk warnt vor: „Rückfälle lassen sich nie ganz ausschließen“. Die Kosten für das auf drei Jahre angelegte Projekt, das in der Nähe des Justizpalasts beheimatet ist: 300.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: Ein Jahr im Knast kostet nach Schätzungen knapp 30.000 Euro – pro Person! mm
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