Prügelpolizist von Rosenheim vor Gericht
An diesem Montag beginnt die Verhandlung gegen Rudolf M. (51). Der Polizist soll in Rosenheim einen Schüler krankenhausreif geschlagen haben.
Rosenheim - Der ehemalige Chef der Polizeiinspektion Rosenheim, Rudolf M., steht ab Montag in Traunstein als Angeklagter vor Gericht. Der schwere Vorwurf lautet Körperverletzung im Amt. Rudolf M. soll beim Rosenheimer Herbstfest im September 2011 einen damals 15-Jährigen grundlos verprügelt haben.
Der Anklage zufolge war der Hauptschüler in eine Schlägerei verwickelt. Polizisten fesselten ihm die Hände auf den Rücken und wollten ihn zur Wiesnwache bringen. Rudolf M. kam dazu, er soll sinngemäß gesagt haben: „Das übernehme ich.”
Schon auf dem Weg zur Polizeiwache trat Rudolf M. dem Schüler mehrere Male mit dem Knie in den Hintern, so die Anklage. Als sich der Schüler über diese Behandlung beschwerte, soll ihm Rudolf M. eine Ohrfeige gegeben haben – und ihn weiter mit dem Knie getreten haben.
Auf der Wache, die sich während des Volksfestes im Hinterzimmer einer Bäckerei befand, soll M. den Jugendlichen gepackt, hochgehoben und ihn mindestens zweimal mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen haben. Der Bursche erlitt eine Platzwunde an der Unterlippe, ein Schneidezahn brach ab, der Schüler blutete heftig. Schließlich soll Rudolf M. den wehrlosen, verletzten Schüler nochmal geohrfeigt haben, weil er „verschiedene Beleidigungen” gegen den Polizisten geäußert hatte.
Die Mutter des 15-Jährigen war teilweise Zeugin der Übergriffe. Sie sah, wie ihr Sohn abgeführt wurde und später durch einen Türspalt, wie der Polizist ihren Sohn mit dem Kopf gegen die Wand schlug.
Als die Mutter sich erkundigte, wer der Polizist sei, soll ein Beamter geantwortet haben: „Da können wir nichts machen, das ist der Chef.” Die Frau brachte ihren Sohn ins Krankenhaus, kehrte danach zurück, um Anzeige zu erstatten. Als sie den Namen des Prügel-Polizisten erfahren wollte, verweigerte man ihr das zunächst. Später steckte ihr ein Beamter heimlich einen Zettel mit dem Namen zu.
Für den Prozess sind vier Verhandlungstage geplant. Rudolf M. ist seit 22. November 2011 vom Dienst suspendiert, Vier Sachverständige und zwölf Zeugen sind geladen. Darunter sind Verwandte des Opfers, Besucher des Herbstfestes und ein Polizist.
Rudolf M. hat eine Art Entschuldigungsbrief an die Familie geschrieben. Darin schildert er den Vorfall allerdings als Unfall.
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