Prügelei am Plärrer: Jetzt wird sie zum Politikum!

Noch ist unklar, ob bei dem Opfer Birol B. (17) dauerhafte Schäden bleiben werden. Doch die schreckliche Tat eines Fürther Rechtsextremisten wird bereits von verschiedenen Initiativen vereinnahmt
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Peter R. will mit einem Schlag reagiert haben.
Robert Andreasch Peter R. will mit einem Schlag reagiert haben.

Noch ist unklar, ob bei dem Opfer Birol B. (17) dauerhafte Schäden bleiben werden. Doch die schreckliche Tat eines Fürther Rechtsextremisten wird bereits von verschiedenen Initiativen vereinnahmt

NÜRNBERG/FÜRTH Birol B.* ahnt nicht, wie viele ihn unterstützen. Der 17-Jährige wurde am 28. April bei einer Schläger-Attacke in der U-Bahn am Plärrer fast totgetreten. Er ist ansprechbar, er reagiert. Doch es ist unklar, ob Schäden bleiben werden. Klar ist: Täter Peter R. (24) kommt aus der Fürther Neonazi-Szene. Er ist Mitglied im rechtsextremen „Freien Netz Süd“. Jetzt machen über 50 Initiativen, Parteien und Jugendgruppen mobil: Sie rufen zu Demonstrationen gegen Rechts auf.

Die erste findet am Samstag statt. Es geht vom Aufseßplatz zum Tatort Plärrer, dann zum Polizeipräsidium. Details dazu werden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im DGB-Haus mitgeteilt. Obwohl die Polizei den Hergang der Prügelei noch ermittelt, ist Birol B. bereits jetzt ein Politikum. „Wir wollen keinen Helden aus ihm machen“, sagt ein Gewerkschafter. „Aber er hat sich im Alltag gegen Faschisten gewehrt.“

Ist die Polizei auf dem rechten Auge blind?

Deshalb fordern mehrere Initiativen eine politische Einordnung des Vorganges. „Die von den Behörden praktizierte Strategie im Umgang mit eindeutig der lokalen rechten Szene zuzuordnender und steigender Gewalt wird von uns als unangemessen verharmlosend empfunden und gibt uns Anlass zu deutlicher Kritik“, so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „In den letzten Jahren wurde ein entschiedenes Auftreten gegenüber Aktivitäten des ,Freien Netz Süd’ angesichts zahlreicher Übergriffe auf Antifaschisten versäumt.“

Ist die Polizei also auf dem rechten Auge blind? Polizeisprecher Peter Schnellinger: „Das weisen wir klar zurück. Unser Präsident Gerhard Hauptmannl ist Initiator von ,Runden Tischen’, um rechtsradikale Umtriebe zu thematisieren. Wir ermitteln nach rechtstaatlichen Grundsätzen: objektiv, neutral, ohne Vorverurteilung und mit dem Ziel, gerichtsverwertbare Beweise herzuführen. Außerdem müssen erst beide Seiten angehört werden.“

Denn Peter R. sagt bislang, seine Begleiterin sei von Birol B. beleidigt worden – und er habe „mit einem Faustschlag“ reagiert. Die „Linke Liste“ sieht das anders. Stadträtin Eylem Gün: „Das war rechte Gewalt, so muss sie benannt werden.“ Birol konnte noch nicht vernommen werden. Mindestens solange bleibt auch die Wahrheit noch im Dunkeln. *Name geändert

S. Will

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